Prag – Tschechien überlegt – elf Jahre nach der Abschaffung der Wehrpflicht – diese wieder einzuführen. Er schließe dies nicht mehr aus, sagte Verteidigungsminister Martin Stropnicky und reagierte damit auf entsprechende Rufe mehrerer Senatoren, die am Mittwoch eine Novelle des Wehrgesetzes gebilligt hatten, laut der sich junge Tschechen zum freiwilligen Wehrdienst melden können.

Tschechien hatte die Wehrpflicht mit 1. Jänner 2005 – nach rund 140 Jahren – abgeschafft und seine Streitkräfte in eine Berufsarmee umgewandelt. Die Zahl der Soldaten liegt bei rund 20.000, der zivilen Mitarbeiter um 9.000. Stropnicky deutete laut Tageszeitung "Pravo" (Donnerstagsausgabe) an, dass die Bevölkerung "Schritt für Schritt" auf eine Veränderung vorbereitet werden müsse.

Mitte Dezember hatte Tschechien bereits Musterungen auf freiwilliger Basis wiedereingeführt. Die Regierung begründete dies mit der sich verschlechternden Sicherheitslage in Europa. Neben dem Ukraine-Konflikt wurden dabei die wachsende Bedrohung durch Terrorismus und die Flüchtlingskrise genannt. Stropnicky hatte ursprünglich mit der Gesetznovelle verpflichtende Musterungen – als eine Art Registrierung – einführen wollen, denen jedoch kein Wehrdienst folgen hätte sollen. Wegen heftiger öffentlicher Kritik rückte die Regierung jedoch von dieser Absicht ab. (APA, 14.1.2016)