Bild nicht mehr verfügbar.

Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) und sein türkischer Amtskollege Efkan Ala legten am Mittwoch am Anschlagsort in Istanbul Blumen nieder und gedachten der Opfer.

Foto: Reuters / Osman Orsal

Mindestens zwölf Todesopfer, davon zehn aus Deutschland, eine Person aus Peru, eine aus Norwegen: Diese Bilanz des Terroranschlags von Istanbul gab das Auswärtige Amt in Berlin am Mittwoch bekannt. Zudem befinden sich sieben deutsche Staatsbürger in der Türkei in Spitälern, fünf davon auf der Intensivstation.

In Deutschland machten daher bald Gerüchte die Runde, der Anschlag habe gezielt der Bundesrepublik gegolten und diese sei jetzt stärker gefährdet. Doch die deutsche Regierung hat dafür keine Hinweise. So erklärte Justizminister Heiko Maas (SPD) in Berlin, die Sicherheitslage habe sich nicht verändert. Zwar sei eine "allgemeine Gefährdung nicht zu leugnen". Aber es gebe im Moment "keine konkreten Hinweise auf Anschlagsziele".

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) flog am Mittwoch in die Türkei und traf sich dort mit seinem türkischen Amtskollegen Efkan Ala. De Maizière erklärte, der Anschlag habe sich "nicht gezielt gegen Deutsche gerichtet". Es gab von ihm auch keine Empfehlung an Touristen, die Türkei zu verlassen: "Ich sehe keinen Grund, von Reisen in die Türkei abzusehen." Wer jetzt in die Türkei fahre, solle aber die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes beachten. In diesen heißt es: "Reisenden in Istanbul und anderen Großstädten der Türkei wird dringend geraten, Menschenansammlungen auch auf öffentlichen Plätzen und vor touristischen Attraktionen zu meiden. Reisende sollten sich von Demonstrationen und Menschenansammlungen, insbesondere in größeren Städten, fernhalten."

Enger zusammenrücken

De Maizière betonte, sowohl die Türkei als auch Deutschland seien vom Terror bedroht. Deshalb müsse die Antwort "eine gemeinsame" sein. "Deutschland und die Türkei rücken noch enger zusammen." Neben der Flüchtlingskrise wird auch der Kampf gegen Terrorismus bei den deutsch-türkischen Regierungsgesprächen am 22. Jänner in Berlin im Mittelpunkt stehen.

Die Opfer des Anschlags waren Mitglieder einer Gruppe des Berliner Reiseveranstalters "Lebenslust Touristik" und befanden sich auf einer "Drei-Länder-Erlebnisreise" mit den Stationen Istanbul, Dubai und Abu Dhabi – Istanbul war der Start. Zu Tode kam auch ein Pensionistenehepaar aus dem Ort Falkensee westlich von Berlin. Auf der Website der Gemeinde zeigt sich Bürgermeister Ingo Müller erschüttert: "Der Terror hat uns inzwischen auch in Falkensee erreicht."

Fahnen auf Halbmast

Sowohl in Falkensee als auch in Berlin wehen die Fahnen auf Halbmast. Getötet wurden auch ein 73-jähriger Berliner und eine 61-jährige Berlinerin. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteile den Anschlag als "mörderischen Akt" und stellte ihn in eine Reihe mit den Anschlägen von Paris, Tunis und Kopenhagen.

"Die Terroristen sind Feinde aller freien Menschen, ja, sie sind Feinde aller Menschlichkeit", sagte sie und betonte: "Genau diese Freiheit und unsere Entschlossenheit, gemeinsam mit unseren internationalen Partnern gegen diese Terroristen vorzugehen, werden sich aber durchsetzen."

Laut Informationen von Spiegel Online hat sich die Bundesanwaltschaft in die Aufklärung des Terroranschlags eingeschaltet und ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes mit terroristischem Hintergrund eröffnet. Es ist aber unklar, ob deutsche Ermittler eigenständig arbeiten können oder ob sie auf Rechtshilfe der Türkei angewiesen sind. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat angeboten, die Opfer mit Bundeswehrmaschinen zurückzuholen. (Birgit Baumann aus Berlin, 13.1.2016)