Volkswagen-Abgasskandal, Wirtschaftskrise, Klimawandel – alles kein Problem. Der Rückgang bei den Neuzulassungen von Pkws und Kombis, der im ersten Halbjahr 2015 zu beobachten gewesen war, war im zweiten Halbjahr schon wieder weg.

Foto: Asfinag/Slimlinger

Wien/Washington – Alles eitel Wonne auf der Vienna Autoshow, die heuer zum zehnten Mal auf dem Prater Messegelände stattfindet. Volkswagen-Abgasskandal, Wirtschaftskrise, Klimawandel – alles kein Problem. Der Rückgang bei den Neuzulassungen von Pkws und Kombis, der im ersten Halbjahr 2015 zu beobachten gewesen war, war im zweiten Halbjahr schon wieder weg. "Mit 308.555 Neuzulassungen liegen wir 2015 über den Erwartungen", sagt Burkhard Ernst, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels. Das sind plus 1,7 Prozent, 5000 Fahrzeuge mehr als im Vorjahr.

Und auch der Diesel ist weiterhin beliebter als benzinbetriebene Pkws. 58,3 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen entfallen auf Dieselbetrieb.

Es dürfte der billige Ölpreis sein, der die Autofahrer bei alten Gewohnheiten hält. Wie eh und je ist der Volkswagen das beliebteste Gefährt. Mit 17,3 Prozent ist VW trotz des Abgasskandals die wichtigste Marke in Österreich. Auch SUVs werden ungebremst nachgefragt. 65.000 Stück wurden im Vorjahr verkauft.

Problem CO2-Emissionen

Dagegen ist die Nachfrage nach Fahrzeugen mit emissionsarmen oder gar emissionslosen Antriebssystemen gering. Umweltminister Andrä Rupprechter hebt zwar hervor, dass "sauberen Antriebssystemen die Zukunft gehört" und auf der Messe doch 22 solcher Fahrzeuge präsentiert werden, von insgesamt 400 ausgestellen Neumodellen. Gekauft aber werden sie selten, die klimaschonenden Autos: Keine 6000 Stück fanden im Vorjahr einen Käufer. Da die Grundgesamtheit dieser Pkws aber insgesamt niedrig ist, erscheint der Zuwachs gegenüber 2014 ansehnlich: Der Verkauf solcher Fahrzeuge mit alternativen Kraftstoffarten und Energiequellen stieg um ein Drittel.

Rupprechter will den Ausbau von E-Mobilität jedenfalls weiter fördern. 14 Millionen Euro will er im heurigen Jahr dafür in die Hand nehmen, insbesondere der Bau von Ladestationen ist ihm ein Anliegen. Im Frühjahr soll in Zusammenarbeit mit dem neuen Verkehrsminister Gerald Klug (SPÖ) ein Mobilitätsplan für Österreich vorgestellt werden. Im Gefolge des Klimaschutzabkommens von Paris vom Dezember soll in diesem Plan skizziert werden, wie es langfristig zu weniger CO2-Emissionen im Verkehr kommen kann.

Für Volkswagen kommt es in den USA zum Showdown: Das Unternehmen muss nicht nur grünes Licht der Behörden für den Rückruf von Fahrzeugen bekommen, sondern sieht auch einer Klage der US-Umweltbehörde EPA über das US-Justizministerium entgegen, die Geldstrafen von bis zu 46 Milliarden Dollar (42,5 Milliarden Euro) fordert. Bei den Verhandlungen kommt es nach Einschätzung von Beobachtern darauf an, wie einsichtig sich der Konzern zeigt und wie großzügig er die Kunden entschädigt. Die US-Behörden machten derzeit eigene Tests.

Neuer Katalysator

Teil des Entschädigungspakets soll ein Plan für einen komplett neu konstruierten Katalysator sein, der in einen großen Teil der betroffenen Fahrzeuge eingebaut werden könnte. Es soll sich dabei um einen Katalysator handeln, der für die neuesten Audi-Modelle entwickelt wurde und der bei den betroffenen rund 430.000 Fahrzeugen der Marke VW eingebaut werden soll. (ruz, Reuters, AFP, 13.1.2016)