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Dortmund-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: "Wenn wir nur noch in Destinationen gehen, wo Menschenrechte zu hundert Prozent erfüllt sind, sind wir auf der Welt irgendwann ziemlich alleine."

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Dubai – Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vom deutschen Bundesligisten Borussia Dortmund hat die Entscheidung für ein Wintertrainingslager in Dubai verteidigt und dabei Spitzen gegen deutsche Politiker gesetzt. "Ich kann das ein bisschen nachvollziehen, dass der eine oder andere das thematisiert – Claudia Roth muss dann allerdings aufpassen, dass sie nicht irgendwann ihr Ferienhaus in der Türkei verkaufen muss", sagte Watzke am Dienstag bei einem Interviewtermin.

Watzke: "Man kriegt ja für alles Kritik"

Die stellvertretende Bundestagspräsidentin Roth von den Grünen hatte gesagt, der BVB solle sich nun "nicht rühmen, statt in Katar in Dubai zu trainieren. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate gehen mit aller Härte gegen Regierungskritiker vor." In Katar hatte Bayern München sein Quartier aufgeschlagen.

Laut Watzke kann ein Verein kaum noch die richtige Wahl treffen. "Im Zeichen der immer stärker werdenden sozialen Medien kriegst du ja für alles Kritik", sagte der 56-Jährige. "Wir machen hier ja keine Werbung für ein Regime. Wir sind einfach da, wir sprechen aber auch mit normalen Menschen. Wenn wir nur noch in Destinationen gehen, wo Menschenrechte zu hundert Prozent erfüllt sind, sind wir auf der Welt irgendwann ziemlich alleine."

Wenn nun "die ganz große Diskussion" eröffnet werde, müsse man auch sagen: "Wir wollen die Emirate nicht mehr in der Aktionärsstruktur der Dax-Unternehmen." Es könne doch niemand "ernsthaft erwarten, dass wir keine Kontakte mehr mit Regimen pflegen, die in irgendeiner Weise unseren Wertvorstellungen nicht entsprechen. Da fangen wir ja schon in Europa an, schwer zu selektieren." Watzkes Fazit: "Wir machen hier ein Trainingslager – und sonst gar nichts."

Bayern in Katar

Der FC Bayern löste mit seinem Trip nach Katar auch international Skepsis aus. "Bayern München sollte kein Trainingslager in Katar aufschlagen. Sie legitimieren damit ein System der modernen Sklaverei", sagte Tim Noonan, Kommunikationsdirektor des Internationalen Gewerkschaftsbunds (IGB), im ZDF angesichts der Missachtung von Menschen- und Arbeiterrechten in dem Land.

Vor den Trainingslagern in der Golfregion hatten Spitzenvertreter von Bayern, Dortmund und Eintracht Frankfurt – ebenfalls in den Emiraten – jegliche politische Dimension ihrer Reisen abgestritten. Dortmund-Sportdirektor Michael Zorc hatte sich außerdem klar von Katar ("Ein No-Go") abgegrenzt und auf andere Verhältnisse an Dortmunds und Frankfurts Zielorten ("Klare Urlaubsdestinationen für halb Europa") hingewiesen.

Österreichs Vereine in der Türkei

Österreichs Bundesligisten schlagen ihre Zelte vorwiegend in der Türkei auf, nur der SV Mattersburg gastiert in Faro, Portugal. (sid, 12.1.2016)