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Der 47-jährige Kyriakos Mitsotakis übernimmt die Führung der konservativen Nea Dimokratia.

Foto: Reuters/KONSTANTINIDIS

Athens junge Liberale hatte er sowieso hinter sich, doch den Ausschlag für den Sieg gaben die Parteianhänger der alten Tante Nea Dimokratia, die den Wandel wollten: einen Alexis Tsipras für das konservative Bürgertum, ähnlich jung – für griechische Verhältnisse – wie der linke Ex-Sparkursgegner, nur viel seriöser, so sagen die Fans von Kyriakos Mitsotakis, dem neuen Vorsitzenden der wichtigsten Oppositionspartei in Griechenland. Im März wird Mitsotakis 48; Tsipras, der linke Premier, ist 41.

Dabei mühte sich Mitsotakis im innerparteilichen Wahlkampf, die Bürde seines Namens loszuwerden. Der Finanzfachmann aus Harvard ist der Sohn des früheren Regierungschefs Konstantin Mitsotakis, der von 1990 bis 1993 regierte und vielen Griechen wegen seiner neoliberalen Politik in schlechter Erinnerung geblieben ist. Mitsotakis senior lieferte sich eine epische Schlacht um Macht und Einfluss gegen die Familie des Parteigründers Konstantin Karamanlis. Mitsotakis' Tochter Dora Bakoyannis führte das Erbe fort, wurde Athener Bürgermeisterin während der Olympischen Sommerspiele von 2004 – mittlerweile ein Symbol für Verschwendung und sorgenloses Highlife – und später Außenministerin in der Regierung des Karamanlis-Neffen Kostas.

Mit Außenseiterchancen in die Stichwahl

Was der Schwester dann misslang, erreichte nun der jüngere Bruder Kyriakos: Dora Bakoyannis unterlag 2009 bei der Wahl zum Parteivorsitz; die Karamanlis-Dynastie verhalf damals Antonis Samaras zum Sieg. Auch dieses Mal versuchte sie, einen Mitsotakis zu verhindern, und unterstützte Evangelis Meimarakis, den lebenslangen ND-Politiker, der 2015 übergangsweise die konservative Partei führte. Doch Kyriakos Mitsotakis, der als Außenseiter galt, schaffte es erst in die Stichwahl und überholte Meimarakis dann in der entscheidenden Runde am Sonntag. 320.000 Mitglieder und Anhänger der Nea Dimokratia beteiligten sich an der Abstimmung.

Im Gegensatz zu Meimarakis oder Alexis Tsipras hat der neue Oppositionsführer in Griechenland Kontakt mit der Berufswelt außerhalb von Parlament und Parteigremien gehabt. Mitsotakis junior war zehn Jahre lang Analyst und Unternehmensberater, unter anderem für McKinsey in London und Alpha Ventures, die Investmenttochter der griechischen Alpha Bank.

2004 aber gab Mitsotakis seinen Job auf und ließ sich ins Parlament wählen, wo er seither sitzt. "Er ging nicht wie andere in die Politik, um mehr Geld zu verdienen", sagt Konstantinos Kyranakis, der Chef der Jugendorganisation der Europäischen Volkspartei EVP und ein Anhänger von Mitsotakis. Er sieht nun eine große Bewegung in Richtung der politischen Mitte durch den Führungswechsel in der Nea Dimokratia. Mitsotakis könnte Wähler und liberale Kleinparteien anziehen.

Minister für Verwaltungsreformen unter Samaras

Als Minister in der von Samaras geführten Koalitionsregierung war Kyriakos Mitsotakis zweieinhalb Jahre lang, vom Juni 2013 bis zur Abwahl der Regierung im Jänner 2015, für Verwaltungsreformen zuständig. Im Wesentlichen ging es dabei um die von den Kreditgebern geforderten Massenentlassungen im öffentlichen Dienst. Mitsotakis selbst hatte damit im Prinzip kein Problem: Er will einen effizienten, kleinen Staat. In der Praxis stritt er sich hauptsächlich mit seinem damaligen Kabinettskollegen Andreas Loverdos, dem Bildungsminister von der sozialistischen Pasok, der gegen Entlassungen war. Am Ende war das Ziel von 15.000 gefeuerten Beamten eben nur ein Ziel geblieben, als die radikale Linke Anfang 2015 an die Macht kam.

Kyriakos Mitsotakis spottete im Parlament über den Dilettantismus, den Tsipras' Links-rechts-Koalition gegenüber den Kreditgebern gezeigt hätte. Den neuen Milliardenkredit samt seinen Auflagen stützt die Nea Dimokratia aber. Anders als Meimarakis und der Karamanlis-Flügel, denen eine gewisse Nachsicht in Bezug auf Tsipras nachgesagt wird, dürfte Mitsotakis über den Kreditvertrag hinaus eine harte Oppositionslinie gegenüber der regierenden Marxisten- und Reformkommunistenpartei Syriza verfechten. Mitsotakis ist verheiratet mit Mareva Grabowski, einer Investmentmanagerin und Modedesignerin, die einen polnischen Großvater hatte. Das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn. (Markus Bernath, 12.1.2016)