Athen – In Mazedonien ist der Flüchtlingszustrom nach Amtsangaben kurzfristig stark zurückgegangen. In den letzten drei Tagen waren in dem Balkanland täglich "nur" zwischen 700 und 1.000 Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan eingetroffen, was laut dem Internetportal "24 vesti" die niedrigste tägliche Zahl seit dem Beginn der Flüchtlingskrise im Vorjahr wären.

In der Ägäis ist der Zustrom zu Wochenbeginn allerdings wieder angestiegen. an. In der Hafenstadt Piräus trafen am Dienstag nach Angaben der Küstenwache knapp 1.500 Flüchtlinge an Bord einer Fähre von der Insel Lesbos ein. Dorthin waren sie vom türkischen Festland gelangt.

In den ersten zehn Tagen des Jahres sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) insgesamt 18.334 Migranten und Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland gekommen. Die meisten – 10.574 – landeten demnach auf Lesbos. Ein gutes Viertel von ihnen waren Kinder, wie das UNHCR mitteilte.

Slowenischer Zaun abgebaut

Der umstrittene Rasierklingenzaun, der Flüchtlinge vom Übertritt von Slowenien nach Kroatien abhalten soll, wurde indes wieder abgebaut. Dabei handelt es sich allerdings weniger um eine politische Entscheidung als um höhere Gewalt. Nachdem der Grenzfluss Kolpa den Zaun auf mehreren Stellen unter Wasser setzte, hat die slowenische Armee am Dienstag begonnen, ihn dort wegzuräumen, berichteten slowenische Medien.

Der Zaun wird zunächst in den Gemeinden Metlika und Crnomelj abgebaut werden, bestätigte das slowenische Innenministerium nach Angaben des Nachrichtenportals "zurnal24.si". Laut dem Ministerium soll der Stacheldraht an jenen Stellen, wo die Überflutungsgefahr am größten ist, durch einen Panelzaun ausgetauscht werden.

Die lokale Bevölkerung hat Berichten zufolge von Anfang an vor Hochwassergefahr an der umzäunten Kolpa gewarnt. Durch starke Regenfälle stieg der Pegel fast fünf Meter hoch, weshalb die Gefahr bestand, dass der Rasierklingendraht von den Wassermengen ins Flussbett mitgerissen wird. Im Fluss versenkt, könnte der messerscharfe Draht besonders gefährlich für die zahlreichen Touristen werden, die im Sommer dort baden.

Rückgang in Italien, Anstieg in Frankreich

In Italien kamen im Vorjahr 153.842 Personen an – rund 17.000 Menschen weniger als im Jahr davor. Dies teilte die katholische Stiftung "Migrantes" anlässlich des Welttags der Flüchtlinge am Dienstag mit. Italien versorge zurzeit 103.792 Flüchtlinge in seinen Einrichtungen.

In Frankreich haben 2015 knapp 80.000 Menschen einen Asylantrag gestellt. Nach Angaben der französischen Flüchtlingsbehörde (OFPRA) stieg die Zahl der Anträge damit im Vergleich zum Jahr 2014 um 22 Prozent. Der Generaldirektor der Behörde, Pascal Brice, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag, 31,5 Prozent der Anträge seien bewilligt worden – im Jahr zuvor waren es 28 Prozent.

OFPRA zufolge wurden im vergangenen Jahr 79.130 Asylanträge gestellt. Vorn lagen Anträge von Syrern (5.200) und Sudanesen (5.060) sowie von Schutzsuchenden aus dem Kosovo (4.650). Brice zufolge wurden fast alle Anträge von Syrern, nämlich 97 Prozent, bewilligt.

Oberste Krisenstufe

Der Flüchtlingszustrom bleibt damit auf der obersten Krisenstufe der EU. Die EU-Kommission wies Berichte über Hindernisse seitens der Türkei, die Zahl der Flüchtlinge nach Europa einzudämmen, zurück. Der Aktionsplan der EU mit der Türkei sei eine gegenseitige Verpflichtung und entwickle sich. Allerdings räumte ein Sprecher ein, dass es bei der Flüchtlingsverteilung an Solidarität mangle.

"Wir sind noch nicht da", so der Sprecher. Die EU-Staaten seien gefordert, dies umzusetzen. Der Kommissionssprecher konzedierte auch Mängel bei dem Finanzierungsplan für die Türkei von drei Mrd. Euro. Er verwies darauf, dass sich alle EU-Staaten zuletzt darauf geeinigt hätten. Jedenfalls könne aus dem EU-Budget eine Summe von 500 Millionen Euro sofort bereitgestellt werden, allerdings müsse die Türkei entsprechende Projekte für die Verbesserung von Bildung und Unterbringung der im Land befindlichen Flüchtlinge vorlegen. "Wir sind noch nicht dort, aber es ist in Bewegung", so der Sprecher. (APA/dpa, 12.1.2016)