Wien – Im ORF gibt es Fans von Pius Strobl, allen voran General Alexander Wrabetz, und Menschen, die weniger gut auf ihn zu sprechen sind. Vertreter beider Gruppen bestätigen STANDARD-Infos, dass Strobl gerade eine Prämie als Eventmanager des Song Contest 2015 bekommen hat, dass sie fünfstellig ausgefallen ist und 40.000 "nicht ganz" erreicht, aber durchaus in diese Richtung geht. Weniger Übereinstimmung erzielen die beiden Gruppen in der Bewertung dieses Umstands. Und Strobl selbst äußert sich nicht.

Die Strobl weniger gut Gesinnten sprechen von einer Prämie, sie erinnern daran, dass Strobls ESC-Anstellung eigentlich im Sommer enden sollte und dann doch bis Jahresende lief, offiziell zur Abrechnung des Song Contest. Schon im September 2015 wurden intern "endgültige" Zahlen für den Event präsentiert.

Millionenerlöse über Plan

Auf die ESC-Zahlen verweisen wiederum die Fans von Pius Strobl: Statt geplanter 15 Millionen Euro seien die Nettokosten für den ORF bei 13,5 Millionen gelegen. Die Ticketerlöse überstiegen die Planung mit insgesamt deutlich mehr als fünf Millionen Euro weit. Und auch (für den ORF) günstige Kooperationen sollen mehr als zweieinhalb Millionen eingespielt haben. Diesen Hinweisen schließen Fans von Strobl noch jenen an, dass der Eventmanager nach marktüblichen Gepflogenheiten wohl weit mehr Erfolgsprämie bekommen hätte. Samt Nachsatz: Die tatsächliche Prämie sei sehr genau an hoch gesteckte Ziele geknüpft gewesen.

Angestellter, Agentur, Angestellter, Berater

Vor dem ESC-Job (und nach seinem unfreiwilligen Abgang als Kommunikationschef des ORF) arbeitete Strobl über seine Agentur P+S Consulting für den ORF, etwa beim großen Satkartentausch der vergangenen Jahre, beim Umstieg aller Bundesländerkanäle auf HD oder beim Öko-Charity-Eventprojekt "Mutter Erde". Vertragsvolumen der P+S nach früheren ORF-Angaben: rund 200.000 Euro jährlich. P+S Consulting gehört zu 76 Prozent Strobls Frau Eva Pölzl, Privat-TV-Moderatorin und "Nachlese"-Redakteurin. Sie soll offenbar das neue regionale ORF-Frühfernsehen (ab März) präsentieren.

Wieder im Direktionstrakt

Inzwischen ist Strobl nicht mehr ORF-Angestellter, sondern mit einem Beratungsvertrag Sicherheitschef des ORF sowie oberster Baumanager des ORF. Da soll er dem ORF wieder sparen helfen: Wie berichtet soll Strobl verhindern, dass Sanierung und Zubau des ORF-Zentrums 30 bis 50 Millionen über Plan liegen – soviel veranschlagte eine interne Baukostenwarnung.

Der ORF beruhigte im Herbst 2015 zu dem 300-Millionen-Gesamtprojekt: "Der ORF ist sehr zuversichtlich, dass die weiteren Reservepositionen nicht zur Gänze benötigt werden und damit das Gesamtprojekt sowohl zeitlich wie finanziell im Plan und auf Schiene ist."

Strobl arbeitet daran (und an mehr als einem Dutzend anderer Projekte, wie es intern heißt) mit inzwischen acht Mitarbeitern im Direktionstrakt des ORF. (fid, 12.1.2015)