Obwohl die Parteivorstände von SPÖ und FPÖ erst am Freitag zusammentreten, um über ihren jeweiligen Kandidaten für die Bundespräsidentschaftswahl zu befinden, geht in der ÖVP schon jetzt die Angst um. Denn das jüngste Gerücht, vor allem in schwarzen Kreisen, lautet: dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache höchstpersönlich im Rennen um die Hofburg antreten könnte – und dass er es dann angesichts der hervorragenden blauen Umfragewerte wohl in die Stichwahl schaffen würde.

Koalitionäres Horrorszenario

Die Freiheitlichen hielten sich am Sonntag zu diesem Szenario, das beiden Koalitionsparteien womöglich erneut eine arge Schmach zufügen könnte, bedeckt. Strache selbst ließ kurz vor dem Jahreswechsel mit dem alten FPÖ-Vorschlag aufhorchen, dass man die Funktion des Bundespräsidenten und die des Bundeskanzlers doch zu "einem Superamt" zusammenzulegen könnte. Voraussetzung für das demokratiepolitisch bedenkliche Ansinnen wäre für Strache eine Direktwahl.

Doch am Wochenende schickte man lieber Partei-Vize Norbert Hofer vor, um sich nicht in die Karten blicken zu lassen: Der Dritte Nationalratspräsident erklärte, dass für die Hofburg-Wahl in der FPÖ Rechnungshofpräsident Josef Moser und Ursula Stenzel, aber "auch andere Personen" im Gespräch seien. Genauso gut sei aber auch die Unterstützung der unabhängigen Kandidatin Irmgard Griss "immer noch möglich".

Posten an Staatsspitze ab Juli vakant

Moser hat über den Sommer zu seiner Kandidatur schon mehrmals abgewunken ("Die Frage stellt sich nicht") – allerdings auch unter dem Verweis, dass seine Funktion im Rechnungshof bis Ende Juni dauere. Das Amt des Bundespräsidenten wird mit den Abgang von Heinz Fischer aber ohnehin erst im Juli vakant. Ob Ursula Stenzel, bis vor kurzem Bezirksvorsteherin im ersten Wiener Bezirk, nach ihrem Wahldebakel als blaue Kandidatin schon Ambitionen auf den nächsten Wahlkampf hat, ist unklar: Für den STANDARD war sie dazu bis dato nicht erreichbar.

Rote Hymnen auf Hundstorfer

In der SPÖ wurden vor der Vorstandssitzung die ersten Lobeshymnen auf Rudolf Hundstorfer angestimmt, der als roter Favorit für die Präsidentschaftskandidatur gilt. Wiens Bürgermeister Michael Häupl erklärte den Sozialminister am Wochenende via Ö1 zu "einem guten Kandidaten" für das Amt des Staatsoberhaupts – weil er als früherer Präsident des ÖGB im Fall Bawag Krisenfestigkeit bewiesen habe. Für Hundstorfer, dem nachgesagt wird, dass er sich neben einem Wahlkampf seinen Regierungsjob nicht antun werde, bräuchte die SPÖ dann Ersatz: Als neuer Sozialminister wird unter anderen Infrastrukturminister Alois Stöger gehandelt. (Nina Weißensteiner, 11.1.2016)