Joaquín Guzmán, genannt El Chapo, bei seiner jüngsten Verhaftung am 8. Jänner 2016 in Mexiko.

Foto: APA / AFP / Estrella

Sein Leben wird sicher verfilmt. Hollywood liebt Lebensgeschichten wie die von Joaquín Guzmán Loera, genannt El Chapo. Der (wahrscheinlich) 61-jährige Drogenpate aus Mexiko dürfte selbst sein größter Fan sein. Doch sein Traum vom Filmstar kostete ihn die Freiheit.

Nach seinem jüngsten Gefängnisausbruch ließ er sich, wie erst jetzt bekannt wurde, von US-Schauspieler und Regisseur Sean Penn interviewen. Was der oftmalige Filmbösewicht und der reale Mehrfachmörder und Drogenhändler so beplauderten, hat das Magazin "Rolling Stone" nun auf seiner Webseite veröffentlicht. Ein Handshake-Foto soll die Begegnung im Dschungel beweisen.

Arrangiert soll das Treffen die mexikanische Schauspielerin Kate de Castillo haben. Sie spielte selbst schon eine Drogenhändlerin und stand angeblich mit Guzmán wegen eines Filmprojekts über sein Leben in Kontakt. Blöderweise (aus Guzmáns Sicht) haben vermutlich Penn und Co die Jäger des Militärs ins Versteck geführt. Gut drei Monate nach dem Interview wurde El Chapo vergangenen Freitag geschnappt, diesmal in Los Mochis im Westen des Landes. Festnehmen ließ er sich erst nach einer Verfolgungsjagd durch das Abwassersystem, fünf seiner Bewacher wurden dabei erschossen.

Drogenkrieg mit mehr als 50.000 Toten

Jetzt ist der Chef des Sinaloa-Kartells (benannt nach dem mexikanischen Bundesstaat am Golf von Kalifornien) wieder dort, wo er im Juli 2015 durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel entkommen war – im Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano. Der Ausbruch war eine Demütigung für Präsident Enrique Pena Nieto. In Mexiko herrscht Krieg zwischen den Drogenkartellen mit mehr als 50.000 Toten seit 2006.

Guzmán, Sohn eines Viehzüchters, soll schon in den 1970ern Kokain aus Kolumbien organisiert haben. 1993 war er so dick im Geschäft, dass ein anderes Kartell ihn wegräumen wollte. Der Anschlag scheiterte, aber kurz danach wurde El Chapo in Guatemala geschnappt. Es folgten sieben Jahre Haft in seiner Heimat, bis ihn ein bestochener Wachebeamter durch die Wäscherei hinausschmuggelte. Im Februar 2014 wurde er das vorletzte Mal hopp genommen.

2009 listete ihn "Forbes" in der Liste der einflussreichsten Menschen auf Platz 49, sein Vermögen wurde auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Auf seinen Film muss El Chapo noch warten, doch eine Premiere steht bevor: Mexiko könnte erstmals einen eigenen Staatsbürger an die USA ausliefern. (Michael Simoner, 10.1.2016)