Kufstein – Der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger ist am Samstag beim Landesparteitag in Kufstein mit 91 Prozent der Delegiertenstimmen in seiner Funktion bestätigt worden. Der seit dem Jahr 2013 an der Spitze der Tiroler Blauen stehende Rechtsanwalt stellte sich das erste Mal der Wiederwahl. Abwerzger will die Partei bei der Landtagswahl 2018 zur zweitstärksten Partei machen und in die Regierung führen.

Der wiedergewählte Parteichef fiel ein wenig unter sein Ergebnis beim ersten Antreten im Juli 2013. Damals hatte Abwerzger 94,35 Prozent erhalten und war damit zum Nachfolger des langjährigen Parteichefs und jetzigen Nationalratabgeordneten Gerald Hauser gewählt worden. Diesmal waren mit 203 beträchtlich mehr Delegierte zugegen als beim letzten Parteitag mit damals 137. Für den 40-jährigen Abwerzger stimmten 182 Delegierte. Neun Parteimitglieder votierten gegen ihn. Zudem gab es neun ungültige Stimmen, drei Mitglieder gaben ihre Stimme nicht ab.

Scharfe Attacken gegen die ÖVP

In seiner Rede im Congresssaal der Festungsstadt ritt Abwerzger scharfe Attacken gegen die regierende Landes-ÖVP. Diese werde im Landtagswahlkampf 2018 der "Hauptgegner", ja der einzige Gegner der FPÖ sein. Ziel sei es, das ÖVP-System mit ihrem "Bonzentum" aufzubrechen und die schwarzen Strukturen zu zerschlagen. Einen "Kuschelkurs" mit der Volkspartei werde es nicht geben, denn: "Jeder echte Schwarze versteht nur Macht und Machtverlust". An einer angestrebten Koalition mit den Schwarzen ließ er jedoch keinen Zweifel: "Ich will die Partei auf Augenhöhe in eine allfällige Landesregierung führen."

Die Tiroler FPÖ habe eine "historische Chance", es werde im Jahr 2018 ein "politisches Erdbeben" geben, zeigte sich Abwerzger überzeugt und verwies auf Umfragewerte für die Freiheitlichen in Tirol "zwischen 19 und 29 Prozent". Als "ideologischen Widerpart" sah der Parteichef die Grünen. Diese gelte es "jeden Tag aufs neue zu bekämpfen", denn sie würden eine "andere Weltordnung" wollen. Auch die aktuelle Flüchtlingskrise durfte in Abwerzgers Rede nicht fehlen. An den jüngsten Ereignissen in Köln, aber auch Salzburg, seien die "falsche Zuwanderungspolitik" und die "Willkommenspolitiker" schuld.

Knapp unter zehn Prozent

Die in den vergangenen Jahren mitunter schwächelnde Tiroler FPÖ, die bei der Landtagswahl 2013 nur 9,34 Prozent erreicht hatte, sah er jedenfalls auf Kurs und geeint. Es sei "parteiintern Ruhe eingekehrt". Bei den Gemeinderatswahlen am 28. Februar will Tirols oberster Blauer 100 Gemeinderäte schaffen. Derzeit halte man bei rund 65.

Einstimmig angenommen wurde vom Parteitag das neue Programm "Tirol zuerst". Dieses beinhaltet unter anderem mehr Polizeipräsenz in den Ballungsräumen, mehr direkte Demokratie, einen Schuldenabbau sowie die Absage an eine flächendeckende Gesamtschule.

FPÖ-Bundesparteichef Heinz-Christian Strache war urlaubsbedingt nicht in Kufstein anwesend. In einer Videobotschaft lobte er jedoch Abwerzger, der einen "enormen Aufschwung" in Tirol geschafft habe. Die FPÖ müsse in Tirol an die Macht kommen, forderte Strache. In Vertretung des Parteichefs war dessen Stellvertreter, der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer anwesend. Dieser geißelte ebenso die derzeitige Asyl- und Flüchtlingspolitik und rief den Delegierten zu: "Der nächste Bundeskanzler wird Heinz-Christian Strache heißen."

Nicht fehlen beim FPÖ-Parteitag durfte der Einmarsch der Führungsspitze, ausgestattet mit Tirol- und Österreich-Fahnen. Die Landeshymne ertönte zu Beginn, die Bundeshymne am Ende. Letztere ausdrücklich in der Version ohne die "Töchter". Vor dem Parteitag hatten die Freiheitlichen mit einem großen Umzug durch Kufstein ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. (APA, 9.1.2016)