Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Hans Punz/dapd

Als schillernd kann man den ÖVP-Kandidaten für die Wahl zum ersten Amt im Staate wahrlich bezeichnen: Wenig hat Andreas Khol politisch ausgelassen, die unauffällige Art, Politik zu betreiben, war nie seine Sache. Wenn der jetzige ÖVP-Seniorenbund-Chef nun tatsächlich Bundespräsident werden will, ist damit zu rechnen, dass er den Wahlkampf launig und energiegeladen angehen wird. Dass er dabei die schwarz wählenden Senioren hinter sich versammeln kann, ist aus ÖVP-Sicht ein weiterer Pluspunkt des rüstigen 74-jährigen Tirolers.

Khols parteiübergreifende Wirkung auf Wähler weist vor allem in eine klare Richtung: Er gilt seit den Tagen der schwarz-blauen Koalition als Rechtsverbinder, der den Nationalismus der FPÖ mit katholisch-konservativem Patriotismus ergänzte. Khol, damals zum zweiten Mal Vorsitzender des schwarzen Parlamentsklubs, war Wolfgang Schüssels wichtigster Mann, der auch während der EU-Sanktionen Kurs hielt und die Abgeordneten straff und zuweilen autoritär führte. Verlässlich auf Schüssel-Linie, beschrieb er dann 2001 auch unter dem Titel Die Wende ist geglückt den "schwarz-blauen Marsch durch die Wüste Gobi". Khol fand dabei stets klare Worte, wenn er auch nicht immer den richtigen Ton traf. Mit "Speed kills" bewarb er das schein-bare Reformtempo von Schwarz-Blau, Grünen-Chefin Eva Glawischnig nannte er eine "wunderschöne Marxistin".

Wenngleich der anerkannte Verfassungsjurist Khol als eisern konservativ gilt: Im politischen Alltag war er oft erstaunlich biegsam, denn "die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit", wie er selbst einst sagte. So überzeugend er den Wendefanatiker gab, so entschlossen verhinderte er, gegen Schüssels Willen, Karl-Heinz Grasser als ÖVP-Obmann. Auch dem Präsidentenamt konnte er nicht immer so viel abgewinnen wie heute: Beim Österreich-Konvent 2005 zur Neuordnung der Verfassung regte Khol an, die Rechte des Bundespräsidenten zu beschneiden. Dafür wollte er Gott in der Präambel verankern.

Aber es wäre nicht Khol, gäbe es nicht auch hier einen Bruch des Klischees: Während er, der mit seiner ökologisch bewegten Ehefrau Heidi sechs Kinder mit bunten Biografien hat, die Familie als Grundlage der Gesellschaft in der Verfassung verankern wollte, propagierte er gleichzeitig die Gleichbehandlung anderer Lebensformen. In der Kunst kann es dem begeisterten Theaterbesucher sowieso nicht modern genug sein. Die nächsten Wochen werden eher nicht fad. (Petra Stuiber, 8.1.2016)