Herr Kolb (Serge Falck) war mit dem Toten befreundet, sagt aber Klara Blum (Eva Mattes) gegenüber aus, dass er nichts von dessen schrecklicher Tat wusste.

Foto: ORF/ARD/Patrick Pfeiffer

In den perfidesten Gefängnissen stehen Fenster und Türen offen. Rebecca, als Zweijährige entführt und titelgebend für den vorletzten Tatort aus Konstanz, hätte fliehen können. Tatsächlich hat sie, wenn ihr "Erzieher" nicht anwesend war, gebetet, indoktriniert mit einer von ihm erdachten Religion – inklusive eigener Zeitrechnung.

Was Natascha Kampusch durchlebte, ist ohnehin unvorstellbar, also kann man auch gleich noch ordentlich obendrauf fantasieren: So ähnlich mag Marco Wiersch sich das bei seinem Buch für Rebecca gedacht haben. Immerhin muss das Mädchen an einer Stelle erkennen, dass des Erziehers Schrift, die ihr beim händischen Kopieren stets misslang, deshalb so makellos ist, weil sie aus dem Computer kam.

Dass Schauspielerin Gro Swantje Kohlhof derlei Ideen nicht unsubtil umsetzt, spricht für diesen Tatort, in dem Klara Blum und Kai Perlmann beim Ausbruch aus dem "Gefängnis im Kopf" helfen. Vorteilhaft ist auch jener Twist, in dem Perlmann nolens volens zum "Erzieher" Rebeccas wird – und im Sinne der Ermittlungen seine Dominanz entdecken muss. Nicht zuletzt, weil das Mädchen erst siebzehn ist, entstehen hier etliche gute, nämlich ambivalente Momente.

Apropos Ermittlungen: Wer sich nicht zu sehr mit Feinheiten aufhalten will, darf alternativ die Suche nach einem weiteren verschwundenen Mädchen spannend finden. (Roman Gerold, 9.1.2016)