Archäologe, Informatiker und Kommunikator: Wolfgang Neubauer.

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Sicher haben sich alle Wissenschafter, die seit 1994 "Wissenschafter des Jahres" wurden, über diese alljährliche vergebene Auszeichnung des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten gefreut. Vermutlich hat aber niemand so emotional reagiert wie der Archäologe Wolfgang Neubauer. "Ich war gerührt", gesteht er freimütig. Und erklärt auch, warum: Seit Anbeginn seiner Karriere sei es ihm ein zentrales Anliegen, über Forschungsarbeiten zu sprechen.

Genau dafür gibt es ja den Preis. Neubauer sieht Kommunikation nämlich als zentrale Aufgabe der Wissenschaften. Er sagt: "Man muss in unserem Beruf auch Überzeugungsarbeit leisten." Und die müsse verständlich sein. Eines von vielen Beispielen: Neubauer hat mit einem Forscherteam in der Buckligen Welt eine Keltensiedlung ausgegraben, sie wieder aufgebaut und ein alljährliches Keltenfest initiiert, das bis heute ein Publikumserfolg ist.

Der 52-jährige Wissenschafter wuchs als Kind österreichischer Eltern in Altstätten in der Schweiz auf. Er bezeichnet sich als "Gastarbeiterkind" und hat seit Beginn des Studiums an der Universität Wien mit Leidenschaft seinen angelernten alemannischen Akzent gepflegt. "Sie hielten mich für einen Schweizer", lacht er rückblickend. Er hat Archäologie und Informatik studiert, daneben auch Mathematik und Archäometrie, womit naturwissenschaftliche Methoden zur Klärung archäologischer Fragen zusammengefasst sind.

Spezialgebiet archäologische Prospektion

Derart ausgebildet ist Neubauers zentrales Fachgebiet heute, wieder an der Uni Wien, archäologische Prospektion geworden, mittlerweile leitet er auch ein Ludwig-Boltzmann-Institut zum Thema. Mit Magnetometern oder Radar hat er eine Gladiatorenschule in Carnuntum oder einen Wikinger-Häuptlingssitz in Norwegen entdeckt. Und er gilt als einer der modern denkenden Archäologen der Gegenwart – was Wissenschafterkollegen, die vor allem mit Spaten und Pinsel arbeiten, zu einem milden Lächeln verleitete. Dazu Neubauer: "Archäologen neigen dazu, konservativ zu sein." In den letzten Jahren sei das freilich ein wenig besser geworden.

Wolfgang Neubauer ist verheiratet und hat fünf Kinder. In einem Garten in Niederösterreich baut er selbst Gemüse an. Er kocht leidenschaftlich gerne und – nach glaubwürdigen Angaben von Gästen, die schon in den Genuss seiner Kreationen kamen – sehr gut, am liebsten gleich für mehrere Menschen. Ob nun zu Hause oder bei einem Keltenfest. (Peter Illetschko, 8.1.2015)