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Die Unklarheit über den Kurs der chinesischen Notenbank und die Konjunktur in China sorgen weiter für Turbulenzen an den Börsen.

Foto: REUTERS/Jason Lee

Schanghai/Tokio – Nach dem Börsenbeben hat China am Freitag erstmals seit Tagen seine Währung nicht weiter abgewertet und damit für steigende Kurse an den asiatischen Märkten gesorgt. Nach Einschätzung von Händlern kam den Börsen auch zugute, dass die Börsen in Shenzhen und Schanghai die zu Wochenbeginn eingeführten Notbremsen zur Verhinderung drastischer Kursverluste wieder auf Eis gelegt haben, nachdem diese sich nicht bewährt hatten.

"Der Markt ist jetzt wieder im Normalzustand", sagte der Analyst Tian Weidong vom Handelshaus Kaiyuan Securities. "Die Investoren können kaufen und verkaufen, wie sie wollen. Die Notbremse hatte den Markt erstickt."

Ende der Yuan-Abwertungsspirale

Nachdem die chinesische Notenbank den Yuan acht Tage in Folge abgewertet und damit Sorgen vor einem Handelskrieg ausgelöst hatte, gab sie am Freitag überraschend eine minimale Aufwertung bekannt. Sie legte den Mittelwert zum Dollar auf 6,5636 Yuan fest, nach 6,5646 am Vortag.

An der Tokioter Börse stiegen die Kurse danach kräftig. War der Nikkei-Index vor der Mitteilung noch fast 1,5 Prozent im Minus gelegen, stieg er binnen Minuten zunächst um mehr als 450 Punkte und pendelte sich dann bei 17.840 ein – ein Plus von 0,4 Prozent. Auch der breiter gefasste Topix-Index legte 0,4 Prozent zu. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg um 2,2 Prozent.

Notbremse für Kursschwankungen ausgesetzt

In Shenzhen notierte der Leitindex CSI300 2,8 Prozent fester, der SSEC in Schanghai stieg um 2,4 Prozent. An beiden Börsen hatte es am Montag und am Donnerstag Kursverluste von mehr als sieben Prozent gegeben, weshalb der Handel dort beendet wurde. Diese Maßnahme war erst zu Jahresbeginn eingeführt worden und sollte für Entspannung bei heftigen Kursschwankungen sorgen. Nach Einschätzung von Investoren bewirkte sie aber das Gegenteil. Die beiden Börsen hatten noch am Donnerstag mitgeteilt, die Notbremse zunächst nicht mehr einzusetzen.

Unklarheit über Ziel der chinesischen Notenbank

Welches Ziel genau die chinesische Notenbank beim Yuan verfolgt, ist Händlern weiter unklar. Schließlich hatte sie am Donnerstag die Währung abgewertet, wonach es aber Berichte gab, dass sie kursstützend in den Markt eingreife. "Die Marktschwankungen in dieser Woche legen nahe, dass niemand wirklich weiß, was gerade die Strategie ist. Oder ob es die Notenbank selbst weiß. Oder ob sie in der Lage ist, die Strategie durchzusetzen, wenn es denn eine gibt", hieß es bei der DBS-Bank. "Das Signal der Märkte war jedenfalls sehr deutlich: Es muss mehr Klarheit geben und weniger Hin und Her."

Märkte weltweit mitgerissen

Wie schon am Montag hatte auch am Donnerstag der Absturz der chinesischen Börsen die Märkte weltweit ins Minus gedrückt. Die US-Börsen verloren 2,3 Prozent, ebenso der Frankfurter Dax, der erstmals wieder unter 10.000 Punkte fiel. Schließlich hatten der zweite Handelsabbruch in Schanghai in dieser Woche und die erneute Abwertung des Yuan Sorgen vor einer weiteren Konjunkturabkühlung in China geschürt. Das hatte auch den Ölpreis auf den niedrigsten Stand seit fast zwölf Jahren gedrückt. Am Freitag verteuerte sich Brent-Öl wieder um knapp zwei Prozent auf 34,36 Dollar pro Fass (159 Liter).

Die Entspannung bedeute aber nicht, dass die Probleme gelöst seien, sagte Yoshinori Shigemi, Marktstratege bei JP Morgan Asset Management. Für Japan etwa gelte, dass die Sorgen über die chinesische Wirtschaft, die geopolitischen Spannungen in Nahost und der schwache Ölpreis die Märkte in den kommenden Monaten weiter belasten könnten.

Der Euro schwächte sich am Freitag um rund ein halbes Prozent auf 1,0875 Dollar ab. Der Schweizer Franken notierte zum Euro mit 1,0845 und zum Dollar mit 0,9973.

China will Wirtschaft stützen

Die Politik stemmt sich indessen mit neuen Infrastruktur-Projekten gegen die Konjunkturabkühlung. Der staatliche Planungsrat billigte am Freitag neun Bauvorhaben von Brücken bis hin zu Schnellstraßen im Gesamtvolumen von umgerechnet rund 21 Mrd. Euro.

Erst am Mittwoch hatte die Führung in Peking grünes Licht gegeben für den rund fünf Mrd. Euro schweren Bau von zwei Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken im Nordosten des Landes. Damit soll die Verbindung zwischen Städten in den Regionen Innere Mongolei und Liaoning ausgebaut und die Wirtschaft angeschoben werden.

Die Notenbank will ebenfalls die abkühlende Konjunktur stützen. Sie werde über zusätzliche Kreditprogramme Schlüsselbereichen der Wirtschaft unter die Arme greifen, erklärte die Zentralbank PBOC am Freitag. (APA, Reuters, 8.1.2016)