VW könnte auch in Europa Autos zurückkaufen müssen.

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Wolfsburg/Berlin – In der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren hat der deutsche Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) Volkswagen aufgefordert, betroffene Autos zurückzukaufen. VW müsse sich verpflichten, "alle Ansprüche, die sich aus der Manipulation ergeben, zu entschädigen", sagte VZBV-Chef Klaus Müller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

"Die Rückkaufoption ist sicherlich für viele Verbraucher eine pragmatische und schnelle Lösung." Weiter sagte Müller: "Als Zeichen der Demut stünde es Volkswagen gut zu Gesicht, deutschen und europäischen Verbrauchern ein ähnlich attraktives Angebot wie denen in den USA zu unterbreiten." Es wäre hilfreich, wenn nicht jeder einzelne betroffene Konsument Ansprüche gegenüber VW durchsetzen müsste.

Hierzu wäre das Instrument der Gruppenklage sinnvoll, das es bisher noch nicht in Deutschland gebe, fügte der VZBV-Chef hinzu. Zum einen müsse dann nicht jeder Betroffene individuell klagen, zum anderen würden Gerichte effizienter arbeiten, denn eine Entscheidung gelte dann für alle Kläger.

Kunden "keine Bittsteller"

Der Rechtsanwalt Ralf Stoll, dessen Kanzlei rund 800 geschädigte VW-Fahrzeugbesitzer vertritt, sagte der Funke-Mediengruppe, Volkswagen müsse auch deutschen Kunden Lösungen anbieten, die die Ansprüche auf Neulieferung, Rückabwicklung und Wertverlust der Autos berücksichtigten. Der Konzern müsse nachvollziehbar darlegen, welche technischen Folgen und Risiken etwa das Softwareupdate für die Motorsteuerung habe.

Stoll sagte, es sei gegenüber VW klargestellt worden, dass die deutschen Kunden "keine Bittsteller sind, sondern Rechte haben, die nötigenfalls auch gerichtlich durchgesetzt werden". Volkswagen habe daraufhin mit einer Einladung zur Besprechung der Ansprüche Ende Jänner reagiert.

Nach US-Ermittlungen hatte Volkswagen im September eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen eine Schummelsoftware eingesetzt zu haben, die bei Emissionstests zu einem niedrigeren Stickoxidausstoß führt als auf der Straße.

Am Montag hatte das US-Justizministerium Klage gegen den Konzern eingereicht. Dem Konzern wird darin die Manipulation von Abgaswerten bei fast 600.000 in den USA verkauften Autos der Marken VW, Audi und Porsche sowie der Verstoß gegen ein Gesetz zur Luftreinhaltung vorgeworfen. VW droht eine Milliardenstrafe.

Volkswagen verlor Top-Position in Japan

Volkswagen hat in Japan infolge des Skandals um manipulierte Abgaswerte erstmals seit 16 Jahren seine Stellung als Nummer eins unter den ausländischen Marken verloren. Nach Angaben des japanischen Verbands der Autoimporteure vom Freitag sank der Absatz der Deutschen im vergangenen Jahr um 18,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 54.766 Autos.

Es war der erste Absatzrückgang für VW auf dem japanischen Markt seit sechs Jahren. Neuer Spitzenreiter unter den Importmarken ist Mercedes-Benz mit einem Marktanteil von 19,8 Prozent, während Volkswagen auf nur noch 16,7 Prozent kommt.

Mercedes-Benz verkaufte im vergangenen Jahr in Japan 65.162 Autos, ein Zuwachs von 7,1 Prozent zum Vorjahr. An dritter Stelle folgte BMW mit einem Absatzanstieg von 1,3 Prozent auf 46.229 Autos. Das entspricht einem Marktanteil von rund 14,1 Prozent. Die Marke Audi dagegen litt ebenfalls unter dem VW-Skandal und verzeichnete mit 29.414 verkauften Autos einen Absatzrückgang um 6,4 Prozent. Damit rangierte Audi im vergangenen Jahr auf dem vierten Platz. (APA, AFP, 8.1.2016)