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Frauen entschuldigen sich zu oft und benutzen Formulierungen, die die Botschaft eines Textes untergraben könnten, meint Entwicklerin Tami Reiss.

"Just Not Sorry" markiert die problematischen Worte wie Rechtschreibfehler.

Screenshot: Tami Reiss

Frauen entschuldigen sich zu oft, benutzen relativierende Worte und treten in E-Mails zu wenig selbstsicher auf. Diese Beobachtung hat Tami Reiss gemacht. Mit dem Browser-Plug-in "Just Not Sorry" will sie Frauen darauf aufmerksam machen und ihnen helfen, selbstsicherer aufzutreten.

Schluss mit "I’m no expert"

Auf die Idee kam Reiss, CEO der Softwarefirma Cyrus Innovation, bei einem Treffen der League of Extraordinary Women. Dabei wurde unter anderem diskutiert, dass die meisten Frauen dazu neigen, sich zu oft zu entschuldigen, schreibt sie auf "Medium". Schon früher war ihr aufgefallen, dass Frauen zu beschwichtigenden, vorsichtigen Formulierungen im Umgang mit Mitarbeitern und Kollegen wählen.

Das Tool für Googles Browser Chrome analysiert Texte, die man in Gmail schreibt. Dabei unterstreicht es Formulierungen, die die Botschaft des Textes untergraben könnten. Wenn man sich beispielsweise für etwas entschuldigt, es abschwächt oder die eigenen Fähigkeiten herunterspielt. Als Beispiel zeigt Reiss in einer Demo des Plug-in etwa Phrasen wie "I’m no expert" und "I think" sowie Begriffe wie "just", "sorry" oder "actually". Bislang ist die App nur für englische Texte verfügbar.

Markiert wie Tippfehler

Die Wörter und Phrasen werden ähnlich wie falsch getippte Wörter bei der Rechtschreibkorrektur markiert. So sollen Frauen darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihre Wortwahl problematisch ist. Fährt man mit der Maus auf das markierte Wort, öffnet sich ein Pop-up mit einer Erklärung, warum man es nicht mehr verwenden sollte. Begleitend wurde eine Website gestartet, auf der Frauen als guten Vorsatz für 2016 ähnlich wie bei einer Petition unterschreiben können, dass sie dieses Jahr effizienter und selbstbewusster kommunizieren wollen.

Gegenüber "Bento" sagt Reiss, dass auch Männer eingeladen sind, das Plug-in zu nutzen. "Auch von ihnen haben wir begeisterte Reaktionen bekommen", so Reiss. "Die App richtet sich aber besonders an weibliche Gründer und Führungskräfte, weil wir wissen, dass sie es am meisten brauchen. Unter Frauen ist die Verwendung dieser Wörter verbreitet wie eine Seuche. Sie relativieren ihre Fähigkeiten häufig durch ihre Ausdrucksweise", erklärt sie im Interview.

Kritik

An dem Plug-in gibt es auch Kritik. So schreibt Miriam Levine vom Blog "Sisterhood" auf Forward, dass das Tool Frauen auch dazu drängen könnte, sich mehr wie Männer zu verhalten. Eine sanftere Sprache sei oft authentischer. Schärfer kritisiert Jessica Grose von der "Washington Post". Frauen zu sagen, dass sie sich seltener entschuldigen sollen, sei keine Bestärkung, sondern eine Schande, schreibt sie. (br, 8.1.2016)