Paris – Lange haben Wissenschafter gerätselt, warum Hummeln ihr streng geordnetes Zusammenleben in einer Kolonie zu einem bestimmten Zeitpunkt plötzlich aufgeben. Eine Studie hat auf diese Frage nun möglicherweise eine Antwort gefunden: Die Zusammensetzung des Wachses im Hummelnest kann zu Rebellion und sogar zum Königinnenmord führen.

Die Forscher um Ann-Marie Rottler-Hoermann von der Universität Ulm fanden in Experimenten heraus, dass Veränderungen im chemischen Aufbau des Wachses das soziale Gefüge zerstören können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie nun in der britischen Fachzeitschrift "Royal Society Open Science".

Ausgeprägte Aggressionen

In der sogenannten sozialen Phase ist eine Hummelkolonie von äußerster Effizienz geprägt. Die Arbeiterinnen kümmern sich um Nahrungssuche, Brutpflege und Abwehr von möglichen Feinden. "Arbeiterinnen und Königin erfüllen normalerweise friedlich ihre Aufgaben", sagte Rottler-Hoermann, Erstautorin der Studie. Der Übergang zur Konkurrenzphase erfolge sehr plötzlich. Es sei ein "vollkommener Verhaltenswechsel in der gesamten Hummelkolonie von einem zum anderen Tag" zu beobachten.

Die Hummeln legen selbst Eier, attackieren sich gegenseitig und fressen fremde Eier auf. "Die Aggression ist derart ausgeprägt, dass sie sogar zum Tod der Königin führen kann", so die Biologin. Um ihre These zu belegen, brachten die Wissenschafter Hummeln aus einem neu gebauten Nest mit Wachs aus einer älteren Kolonie zusammen. Die Insekten begannen umgehend damit, um die "Fortpflanzung zu konkurrieren". (APA, red, 7.1.2016)