Salzburg – Nach den sexuellen Angriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln hat am Donnerstag auch die Salzburger Polizei von mehreren Vorfällen in der Stadt Salzburg berichtet. Dass die Übergriffe erst jetzt publik wurden, habe aber nicht mit Verschweigen zu tun, sagte eine Polizeisprecherin. Vielmehr dürfte erst die umfangreiche Medienberichterstattung Betroffene dazu animiert haben, sich zu melden.

So kam am Abend des 4. Jänner eine 22-jährige Salzburgerin auf die Polizeiinspektion Rathaus, um Anzeige zu erstatten. Sie gab an, dass sie in der Silvesternacht am Residenzplatz von zwei unbekannten Männern unsittlich berührt wurde. Die Männer ausländischer Herkunft seien in einer Gruppe von acht bis zehn Personen unterwegs gewesen. Bei dem Übergriff soll der Frau auch ihr Handy gestohlen worden sein.

Am Mittwoch langte bei der Polizei eine E-Mail mit ähnlichem Sachverhalt ein, am Donnerstag wurde ein weiterer Fall bekannt: Ein 28-jähriger afghanischer Staatsangehöriger belästigte demnach am 1. Jänner um 1.20 Uhr eine 58-jährige Salzburgerin am Residenzplatz sexuell. Zugleich soll in der Silvesternacht ein 23-jähriger Syrer eine 20-jährige Frau aus Bayern in der Innenstadt belästigt haben.

Festnahme nach Belästigung

Am Mittwoch nahmen Polizisten zudem einen 24-jährigen Afghanen fest, der um 2.45 Uhr eine 28-jährige Salzburgerin in einem Lokal sexuell belästigt haben soll. Türsteher hielten den 24-Jährigen bis zum Eintreffen der Polizei fest. Wie die Tageszeitung "Österreich" am Donnerstag berichtete, wurden bereits am 26. Dezember zwei junge Frauen in Salzburg von zehn bis 15 jungen ausländischen Männern angegriffen. Die Freundinnen waren demnach gegen zwei Uhr auf dem Heimweg von einem Club, als sie attackiert wurden. Beide hätten zunächst keine Anzeige erstattet, weil sie sich der Tragweite des Überfalls nicht bewusst gewesen seien.

"Das Landeskriminalamt prüft derzeit, ob es organisierte Übergriffe gegeben hat oder sich Zusammenhänge zwischen einzelnen Tätern oder Tätergruppen ziehen lassen", sagte Polizeisprecherin Valerie Hillebrand am Donnerstag. In allen Fällen wurde Anzeige erstattet.

Eine Anzeige in Wien

Bei der Wiener Polizei hat sich laut einer Aussendung bisher ein Opfer gemeldet. Am Donnerstag wurde auf der Polizeiinspektion Pappenheimgasse eine Anzeige wegen des Verdachts auf Diebstahl und sexueller Belästigung erstattet. Der Vorfall soll sich rund um die Silvesterfeiern während einer öffentlichen Veranstaltung in Wien Leopoldstadt ereignet haben. Dabei sollen sich einige bislang unbekannte Männer im Zuge des Tanzens mehreren Frauen genähert und sie unsittlich berührt haben. Zwei der Frauen bemerkten erst später, dass ihre Geldbörsen fehlten, eine weitere bemerkte, dass ihre Handtasche beschädigt worden war.

Während bei den Neujahrsfeiern in Wien nur ein Delikt gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung registriert wurde, gab es in ganz Österreich im Jahr 2014 insgesamt 2.418 solche Anzeigen, geht aus der Kriminalstatistik des Vorjahrs hervor. Das sind bundesweit 6,6 Fälle pro Tag.

Auch Vorfälle in Zürich

Auch in der Schweiz hat es am Silvesterabend sexuelle Übergriffe auf Frauen ähnlich den Vorfällen in Köln gegeben. Ein halbes Dutzend Frauen habe angegeben, im Anschluss an ein Feuerwerk in Zürich bestohlen und dabei gleichzeitig sexuell belästigt worden zu sein, teilte die Polizei am Donnerstag mit.

70 Anzeigen in Hamburg

Nach sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht sind bei der Hamburger Polizei bis Donnerstag 70 Anzeigen von Frauen eingegangen. Tatort war in den meisten Fällen die Große Freiheit an der Reeperbahn, es seien aber auch drei Taten am Jungfernstieg begangen worden, teilte ein Polizeisprecher mit.

Die Frauen seien in allen Fällen sexuell belästigt worden, 23 von ihnen wurden auch bestohlen oder beraubt, zudem wurden zwei Fälle von Körperverletzung angezeigt. Die Polizei kündigte eine Erhöhung ihrer Präsenz im Vergnügungsviertel auf St. Pauli an. (red, APA, 7.1.2016)