Berlin – Gute Konjunktur und Zuwanderung sorgen erneut für Rekordbeschäftigung in Deutschland. 2015 waren durchschnittlich 43,0 Millionen Frauen und Männer mit Wohnort in der Bundesrepublik erwerbstätig. Das sind 324.000 oder 0,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, gab das Statistische Bundesamt am Montag bekannt. Damit habe sich der seit mehr als zehn Jahren anhaltende Anstieg der Erwerbstätigkeit fortgesetzt und die Zahl der Erwerbstätigen erreiche den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Allerdings fiel der Zuwachs etwas geringer aus als 2014 mit 0,9 Prozent.

Zum Rekord habe auch die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland beigetragen. Die nach international einheitlichen Standards berechnete Erwerbslosigkeit sank laut Statistikamt um 140.000 Personen oder 6,7 Prozent und lag erstmals seit der Wiedervereinigung unter der Marke von zwei Millionen Personen. Die Erwerbslosenquote nahm auf 4,3 von 4,7 Prozent ab. "Damit liegt sie in Deutschland bei knapp der Hälfte des EU-Durchschnittswertes", betonten die Statistiker.

Rückenwind für Industriekonjunktur

Für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte spricht die Industriekonjunktur in der Eurozone. Sie startet ungeachtet der Flaute großer Schwellenländer wie China mit Rückenwind ins neue Jahr. Ihre Geschäfte liefen im Dezember so gut wie seit über anderthalb Jahren nicht mehr, errechnete das Markit-Institut auf Basis seiner monatlichen Umfrage unter 3000 Unternehmen. Der Einkaufsmanagerindex kletterte um 0,4 auf 53,2 Punkte. Ab 50 Zählern signalisiert er ein Wachstum. Produktion, Aufträge und Exportnachfrage zogen an.

Markit-Ökonom Rob Dobson warnt aber vor übertriebenem Optimismus: "All die positiven Daten täuschen nicht darüber hinweg, dass der Aufschwung zwar solide, jedoch unspektakulär verläuft." "Tatsache ist, dass der Industriesektor der Eurozone noch immer neun Prozent von seinem Niveau von vor der Finanzkrise entfernt ist." Bis zur vollständigen Erholung sei es noch ein weiter Weg.

Da auch die griechische Industrie wieder wächst, trugen erstmals seit April 2014 alle erfassten Länder zum Aufschwung bei. "Italien blieb im Dezember Spitzenreiter", sagte Dobson. Auch Deutschland und Frankreich verliehen der Eurozone Auftrieb. Der deutsche Einkaufsmanagerindex stieg um 0,3 auf 53,2 Punkte. Bei Exportaufträgen wurden die höchsten Zuwächse seit fast zwei Jahren verbucht", sagte Markit-Experte Oliver Kolodseike. Aufträge kämen aus Asien und den USA, wobei Chinas Industrieaufträge schrumpften. (Reuters, red, 4.1.2016)