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Peter Prevc holte in Innsbruck seinen zweiten Tagessieg bei der laufenden Vierschanzentournee.

Foto: Reuters/EBENBICHLER

Innsbruck – "Jetzt hab' ich", sagte Michael Hayböck, "nichts mehr zu verlieren." Doch die Frage ist, ob die Österreicher noch etwas zu gewinnen haben bei der 64. Vierschanzentournee. Das Bergisel-Springen, in dem Stefan Kraft und Hayböck vor einem Jahr nacheinander Schanzenrekord fixiert und die Weichen auf Doppelsieg gestellt hatten, wies am Sonntag in eine andere Richtung. Titelverteidiger Kraft sackte mit einem elften Platz insgesamt auf Rang acht ab, auch Hayböcks Chancen auf den achten ÖSV-Tourneesieg in Serie sind minimal. Der Oberösterreicher sprang 119 und 123,5 Meter weit, fiel damit als Fünfter vom dritten auf den vierten Gesamtplatz zurück.

Doch Peter Prevc und Severin Freund sind davongezogen. Der 23-jährige Slowene, den sie PP abkürzen und wohl bald schon "Peter den Großen" nennen, siegte in Innsbruck mit Sprüngen auf 125 und 132 Meter klar vor dem Deutschen Freund (122,5/128) und dem Norweger Kenneth Gangnes (126,5/124). Nach menschlichem Ermessen kann Prevc, der schon in Garmisch-Partenkirchen gesiegt hatte, niemand in Bischofshofen (6. Jänner) stoppen, auch Freund nicht, der seinen zweiten Platz abgesichert hat.

"Ein bisschen Probleme mit gesund"

"Es bräuchte ein Wunder", sagte Freund, der 19,7 Punkte zurücklieg. "Ich bin noch nicht am Ziel, aber es sieht gut aus", sagte Prevc. "Respekt", sagte Hayböck, der nun 43,1 Punkte hinter Prevc liegt. "Für mich wird's jetzt ein Kampf ums Stockerl." Gangnes liegt insgesamt die Winzigkeit von 1,2 Punkten vor Hayböck, dessen Devise nun lautet, weil sie so lauten muss: "Der dritte Platz ist das ganz große Ziel."

Österreich, das noch Manuel Fettner (26.) und Clemens Aigner (29.) in die Punkteränge brachte, hat quasi den schwarzen Peter. Das Team wartet weiter auf den ersten Saisonsieg, es droht gar die erste Tournee ohne Tagessieg seit zehn Jahren. Dabei waren in Innsbruck die Zeichen wirklich gut gestanden. Hayböck (24) hatte im Training dominiert und die Qualifikation gewonnen. Wohingegen Prevc und Freund in Turbulenzen zu geraten schienen. Prevc hatte die Quali ausgelassen, aber den Probedurchgang verhaut. Auch hieß es, er sei nicht ganz auf der Höhe, weil verkühlt. Sloweniens Co-Trainer Nejc Frank drückte es so aus: "Er hat ein bisschen Probleme mit gesund."

Freund im Glück

Wirklich große Probleme hätte Prevc-Verfolger Freund bekommen können, als er im Probedurchgang nach der Landung stürzte. Es hatte Freund den linken Ski verschnitten, die Bindung ging auf, der Oberstdorf-Sieger hatte Glück, mit leichten Prellungen davonzukommen. "Es hat mich kaum behindert", sagte Freund. "Und zum Nachdenken kommt man eh kaum."

Von jenen sechs Springern, die Österreich sieben Tournee-Siege en suite beschert hatten, sind neben Titelverteidiger Kraft drei weitere noch aktiv. Gregor Schlierenzauer, der zwei Gesamterfolge gefeiert hatte, schied in Innsbruck, wo er 2010 und 2013 triumphiert hatte, im ersten Durchgang aus. Der 25-jährige Tiroler, schon in der Qualifikation nur 41., hatte mit 117 Metern gegen den 43-jährigen Japaner Noriaki Kasai (124,5) klar das Nachsehen. Im dritten K.-o.-Duell bei dieser Tournee erlitt er die dritte Niederlage.

Da ist es kein schwacher, sondern gar kein Trost, dass zwei Kollegen noch ärmer dran sind. Thomas Diethart, vor zwei Jahren Tourneesieger und auch wegen einer Verletzung im Hintertreffen, hatte schon den Sprung ins nationale Kontingent verpasst. Und Andreas Kofler, 2010 Gesamtsieger, blieb als 59. der Qualifikation auf der Strecke. Der Tiroler sagte: "Ich gebe nicht auf."

Bischofshofen ist die Österreicher-Schanze schlechthin, da gab es die meisten Siege, nämlich 23. Kein Vergleich mit Garmisch-Partenkirchen (14), Innsbruck (13) und Oberstdorf (12). Doch Vergleichen bringt nicht viel, man denke nur an die Superadler und das aktuelle ÖSV-Team. (Fritz Neumann aus Innsbruck, 3.1.2016)

Tournee-Gesamtwertung nach drei von vier Bewerben

1. Peter Prevc (SLO) 842,1 Punkte
2. Severin Freund (GER) 822,4
3. Kenneth Gangnes (NOR) 800,2
4. Michael Hayböck (AUT) 799,0
5. Johann Andre Forfang (NOR) 779,3
6. Anders Fannemel (NOR) 769,1
7. Noriaki Kasai (JPN) 758,4
8. Stefan Kraft (AUT) 758,2
9. Richard Freitag (GER) 753,4
10. Andreas Wank (GER) 731,7

Weiters:
19. Manuel Fettner 681,5
31. Gregor Schlierenzauer 439,4
44. Manuel Poppinger 211,8