Washington – Nach der Veröffentlichung weiterer E-Mails von der und an die US-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton aus ihrer Zeit als Außenministerin wird in den USA über "einen der größten Dummköpfe" des State Department gerätselt.

In einem der 5.500 E-Mails, die am Neujahrstag veröffentlicht wurden, zitierte Clintons Berater Sidney Blumenthal am 31. März 2011 den ehemaligen US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, zur bevorstehenden Entscheidung über einen Nachfolger für den damaligen Staatssekretär für politische Angelegenheiten im US-Außenministerium, William Burns.

"Nur um das einmal festzuhalten, wenn sie es nicht schon weiß, ... ist einer der größten Dummköpfe im Auswärtigen Dienst", warnte Kornblum demnach vor einem Kandidaten, dessen Name in dem nun veröffentlichten E-Mail geschwärzt wurde. "Nicht nur, dass er nicht mit den Leuten auskommt oder klar über irgendetwas denken kann, er ist während der Bush-Regierung auch vollkommen zur dunklen Seite übergelaufen", kritisierte der Diplomat laut Blumenthal offenbar im Hinblick auf die Regierungszeit des republikanischen Präsidenten George W. Bush.

Schreihals

"Einmal hat er mich bei einer Konferenz regelrecht niedergeschrien, weil ich nahe gelegt habe, dass die Bush-Regierung den US-Beziehungen zu Europa schadet", beklagte sich Kornblum, der von 1997 bis 2001 US-Botschafter in Deutschland war, dem E-Mail zufolge.

Clinton hatte im März zugegeben, als Außenministerin von 2009 bis 2013 keine dienstliche E-Mail-Adresse verwendet zu haben. Rund 30.000 E-Mails aus dieser Zeit händigte sie an das Außenministerium aus. Die Schriftstücke werden derzeit komplett gesichtet und soweit zulässig in Etappen bis zum 20. Jänner veröffentlicht. Gut 30.000 weitere E-Mails, die nach ihren Angaben privater Natur waren, hatte Clinton löschen lassen.

Die Angelegenheit belastet Clintons Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten, dennoch liegt sie in dem Rennen klar vorne. Die Republikaner werfen der Ehefrau von Ex-Präsident Bill Clinton vor, die private Adresse benutzt zu haben, um ihre Korrespondenz unter Verschluss zu halten. Clinton erklärte dagegen, sie habe dies aus Bequemlichkeit getan, um ein einziges Smartphone verwenden zu können. Das US-Justizministerium untersucht, ob durch Clintons E-Mail-Nutzung möglicherweise geheime Informationen preisgegeben wurden. Hunderte E-Mails wurden mittlerweile rückwirkend als vertraulich eingestuft. (APA, 2.1.2016)