Tschinderassa-umtata! Wer nicht mitklatscht, hat im Saal nichts verloren! (Geh bitte, schalt um!) Umpf-umpf-stampf-stampf! Megalaune auf Befehl! (Weiterzappen, bitte! Jetzt!) Meine Damen und Herren: Marianne, der Kultstar unserer Jugend! (Mari-Wer? Schnell weiter... nein, warte: Faszinierend! Schau, wie viele Tonnen Glitzer-Makeup auf einem einzigen Gesicht Platz haben! Gottseidank gibt’s Voll-Playback, denn so kann sie ihre Lippen ohnehin nicht bewegen...) Meine Herren, halten Sie jetzt ihre Frauen fest! Jetzt kommt Feuerherz! (Kennen Sie nicht? Egal. Wieder eine gnadenlos gecastete Boygroup, abgebrüht genug, um mit Ballermann-Schlager Geld zu machen.)

Was der Suff- und Feuerwerksverweigerer am Silvesterabend TV-mäßig geboten bekam, spottete jeder Beschreibung. Egal, ob Stadl-, Nostalgie- oder Brachialkomik-Show: Jede Minute ein Anschlag auf den guten Geschmack – bis er tot ist.

Das mag ja bei den Kommerzsendern wurscht sein: Quote und Verkaufszahlen sind König. Doch Dasselbe fand sich auch in fast allen öffentlich-rechtlichen Sendern. Einziges Unterscheidungsmerkmal: Das Logo in der Bildschirm-Ecke. Gerd Bachers legendäres Diktum vom "elektronischen BSE" drängte sich an diesem Abend unwillkürlich auf. Schau obe, Gerd, haben sich die Gebührenzahler das wirklich verdient?

Lichtblicke gab es nur wenige: 3sat veranstaltete wieder einmal einen Themenabend mit zumeist brauchbaren Livekonzerten echter Musiker, und auch ORF drei hielt sich recht tapfer. Das Highlight lieferte allerdings Puls 4 mit der Rocky Horror Picture Show. Wenig originell zwar, aber da blieb man gern hängen: Der echte Horror, der spielte sich woanders ab. (Gianluca Wallisch, 1.1.2016)