Der Saturnmond Phoebe mit einem Durchmesser von rund 210 Kilometern dürfte eigentlich ein Zentaur sein, der vom Ringplaneten eingefangen wurde. Ähnliche Objekte könnten nach Ansicht britischer Forscher für die Erde eine Gefahr darstellen.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Buckingham – In der Region zwischen Jupiter und Neptun bewegen sich gleichsam im Schatten der großen Gasplaneten unseres Sonnensystems zahlreiche gewaltige Objekte, sogenannte Zentauren. Bei den Himmelskörpern von bisweilen mehr als 100 Kilometern Durchmesser handelt es sich genau genommen um uralte Kometenkerne, die ihre flüchtigen Bestandteile schon vor langer Zeit verloren haben.

In den vergangenen Jahren konnten Astronomen immer mehr dieser Objekte entdecken – und das ist keine allzu gute Nachricht für die Erde: Eine nun veröffentlichte britische Untersuchung warnt nämlich davor, dass die Zentauren für unseren Planeten über kurz oder lang eine ernsthafte Gefahr darstellen könnten – und in der Vergangenheit auch schon für zahlreiche gleichermaßen lokale wie globale Katastrophen gesorgt haben.

Die riesigen Brocken taumeln auf instabilen Bahnen um die Sonne und queren dabei immer wieder auch die Umlaufbahnen von Jupiter, Saturn, Uranus oder Neptun. Je öfter dies geschieht, umso größer ist die Chance, dass der gravitative Einfluss der Gasriesen die archaischen Kometenreste in Richtung inneres Sonnensystem schleudert, wo sie meist in kleinere Fragmente zerbrechen.

100.000 Jahre langes Bombardement

Die nun präsentierten Berechnungen kommen zu dem Schluss, dass etwa alle 40.000 bis 100.000 Jahre einer der Zentauren bzw. dessen Trümmerwolken auch die Erdumlaufbahn kreuzt. "Der vorherige Zerfall eines solchen Giganten würde auf der Erde zweifellos zu einem von unregelmäßigen Pausen unterbrochenen Bombardement führen, das bis zu 100.000 Jahre andauern kann", erklärt Bill Napier von der University of Buckingham.

Hinweise auf entsprechende Massenaussterbeereignisse würden nach Ansicht der Forscher auf ein solches Muster hindeuten. Als aktuellstes Beispiel dafür nennen die Wissenschafter auch den Enckeschen Kometen. Die Astronomen gehen davon aus, dass der heute nur wenige Kilometer große Komet einst Teil eines bedeutend größeren Brockens war, dessen kleinere Bruchstücke während der Bronzezeit unter anderem im Fruchtbaren Halbmond für Einschläge gesorgt hatte.

"Im Verlauf der vergangenen 10.000 Jahre erreichten die Erde große Mengen an Staub und Trümmer, die alle von dem ursprünglichen Zentauren stammen dürften, aus dem auch der Enckesche Komet hervor ging", meint Napier. "Unsere Erkenntnisse lassen befürchten, dass der Erde von diesen Objekten jenseits der Jupiterbahn eine nicht zu unterschätzende Gefahr droht." In der im Fachjournal "Astronomy & Geophysics" veröffentlichten Arbeit plädieren die Forscher daher, künftig diese vorzeitlichen Kometenkerne genauer zu beobachten. (red, 1.1.2016)