Wien – Der Platz auf dieser Seite reicht bei weitem nicht aus, um all die interessanten Haupt- und Nebenschauplätze wissenschaftlicher Forschung im ausklingenden Jahr ausreichend zu würdigen. Daher beschränken wir uns auf die folgenden Highlights:

Unbekannte Menschenart

Es war zweifellos eine der größten Sensationen des Jahres, als Forscher im September den Fund einer bislang völlig unbekannten Vormenschenart präsentierten: Homo naledi, entdeckt in der südafrikanischen Rising-Star-Höhle nahe Johannesburg. Die zahlreichen Knochen konnten 15 Individuen zugeordnet werden, über ihr Alter liegen bisher nur vorsichtige Schätzungen vor: Sie dürften zweieinhalb bis eineinhalb Millionen Jahre alt sein.

Foto: John Hawks

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Kleinplaneten im Fokus

Astronomisch gesehen, stand das Jahr 2015 ganz im Zeichen der Kleinplaneten: Selbst Menschen, die ansonsten wenig mit Wissenschaft am Hut haben, ließen sich von den Bildern, die New Horizons von dem Zwergplaneten Pluto zur Erde funkte, begeistern. Die Nasa-Sonde ist das erste Raumfahrzeug der Geschichte, das den eisigen Himmelskörper am Rande des Sonnensystems erreicht und aus nächster Nähe fotografiert hat. Die Aufnahmen von Plutos vielgestaltiger Oberfläche (im Bild) werden die Wissenschafter noch auf Jahre hinaus beschäftigen. Nicht weniger bahnbrechend, aber nicht ganz so medienwirksam, erwies sich der Besuch der Sonde Dawn beim Kleinplaneten Ceres im Asteroidengürtel.

Foto: REUTERS/NASA/JHUAPL/SwRI

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Ebola-Impfstoff

Im Jahr 2014 brach in mehreren westafrikanischen Staaten die heftigste Ebolaepidemie seit Jahrzehnten aus. Der Seuchenausbruch intensivierte die bereits laufenden Forschungen an einer funktionierenden Impfung gegen die tödliche Virusinfektion. Im Sommer 2015 war es schließlich so weit: Eine Ende Juli im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichte Studie, an der in Guinea 7500 Menschen teilgenommen haben, bescheinigte dem Impfserum VSV-ZEBOV eine Schutzrate von mindestens 75 Prozent.

Foto: APA/EPA/YANN LIBESSART

Verschränkte Quantenteilchen

Gleich mehrere Entdeckungen des Jahres beziehen sich auf verschränkte Teilchen, die – wie Albert Einstein sagte – "spukhaft" verbunden sind: Im Oktober berichteten niederländische Physiker, dass ihnen erstmals ein Nachweis der Verschränkung ohne Schlupflöcher gelungen sei. Chinesische Physiker sorgten indes im Februar für Aufsehen, als sie mittels Verschränkung zwei Eigenschaften eines Photons auf ein anderes übertragen konnten.

Foto: frank auperle

Häufigstes Wirbeltier

Eine überraschende Antwort lieferten Biologen auf die Frage, von welchem Wirbeltier es wohl die meisten Individuen auf der Erde gibt. Denn dafür, dass es dabei um hunderte Billionen, vielleicht sogar Billiarden von Exemplaren geht, sind die Rekordhalter ziemlich unbekannt: Es handelt sich um Tiefseefische der Gattung Cyclothone aus der Familie der Borstenmäuler, die sämtliche Meere in bis zu einigen Kilometern Tiefe bewohnen – allen voran die Spezies Cyclothone microdon.

Foto: Archiv

Ferne Welten

Auch auf der Suche nach einer "zweiten Erde" gelangen 2015 einige spektakuläre Zwischenergebnisse. Die jüngste Entdeckung wurde erst vor wenigen Tagen verkündet: Wolf 1061c ist nur 14 Lichtjahre entfernt und damit der nächstgelegene bekannte Exoplanet, der in der habitablen Zone seines Muttergestirns kreist. Im Juli gaben US-Astronomen die Beobachtung von Kepler-452b bekannt. Die 1400 Lichtjahre entfernte Gesteinswelt ist der bisher kleinste Exoplanet in der lebensfreundlichen Zone um seinen Stern. Er gilt daher als jene Welt, die einem "Erdzwilling" vorerst am nächsten kommt.

Illu.: nasa/jpl-caltech/t. pyle

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Molekularer Bastelbogen

CRISPR-Cas 9 ist vielleicht nicht der wohlklingendste Begriff, sollte aber dennoch erinnert werden: Das molekulare System, mit dem Genmodifizierungen an lebenden Organismen rasch und kostengünstig möglich sind, sorgt seit einigen Jahren für Aufsehen. Während in Fachkreisen heftig über Chancen und (ethische) Grenzen diskutiert wird, kürte Science CRISPR-Cas 9 zum Durchbruch des Jahres. (dare, trat, tberg, 31.12.2015)

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Illu.: picturedesk