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An den meisten Börsen rund um den Globus haben sich heuer die Bullen gegen die Bären durchgesetzt, in Österreich besonders stark. Im Bild: Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse.

Foto: ap / probst

*Stand: 13:00 Uhr

Wien – Nach dem schwer enttäuschenden Vorjahr ist der Wiener Börse heuer ein Comeback geglückt. Ein Kursanstieg von elf Prozent steht beim Leitindex ATX zu Buche, mehr als es an den großen Weltbörsen zu gewinnen gab. Angetrieben wurde der Markt von der Geldschwemme der EZB, dem tiefen Euro sowie der überwiegend guten Konjunktur in Osteuropa. Am besten gelaufen ist die Erste Group, am schwersten gewichteter Titel im Leitindex, mit einem Anstieg um fast die Hälfte.

Ebenfalls Kursgewinne von mehr als 40 Prozent verbuchten Wienerberger und Conwert. Kursverdoppelungen erzielten Kapsch Trafficcom und Cross Industries, die jedoch nicht im ATX gelistet sind. Kein erfreuliches Jahr war es hingegen für Aktionäre von Schoeller-Bleckmann, Verbund und vor allem Vienna Insurance Group, die beinahe ein Drittel an Wert eingebüßt hat.

Euroraum legt stark zu

Auch im Euroraum verzeichneten die meisten Märkte Zugewinne, der Eurostoxx 50 legte im Jahresvergleich vier Prozent zu. Einen stärkeren Anstieg, nämlich neun Prozent, erzielten deutsche Aktien, allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass beim Dax im Gegensatz zu den meisten anderen Börsenbarometern die Dividenden miteingerechnet werden.

Die stärksten Ausschläge verzeichneten zwei Sorgenkinder der Eurokrise. Die Börse des weitgehend genesenen Irland verbuchte mit einem 40-prozentigen Anstieg den bereits fünften Jahresgewinn in Folge. Hingegen musste der Markt in Athen nach dem neuerlichen Aufkochen der griechischen Schuldenkrise im Frühjahr das zweite Verlustjahr in Serie hinnehmen, das Kursniveau sackte um knapp ein Viertel ab.

Eher unterkühlte Stimmung herrschte auch auf dem Londoner Parkett, wo das Kursniveau um fünf Prozent abrutschte. Aufhorchen ließen hingegen dänische Aktien, der Leitindex in Kopenhagen legte um mehr als ein Drittel zu.

Kursrakete aus Schweden

Alles in den Schatten stellte unter den europäischen Einzeltiteln die schwedische Fingerprint Cards. Die Aktie schnellte allein heuer um mehr als 1.400 Prozent nach oben. Noch erstaunlicher ist die Fünfjahresperformance des auf biometrische Vermessung spezialisierten Unternehmens: Wer tausend Kronen zum Jahresende 2010 in die Aktie investierte, kann sich nun über einen Wertzuwachs auf 56.000 Kronen freuen.

In Japan, wo die Notenbank einen ähnlich expansiven Kurs fährt wie die EZB, stieg das Kursniveau um neun Prozent. Der Wall Street ist hingegen nach sechs Gewinnjahren in Folge die Puste ausgegangen, der Dow Jones lag ein knappes Prozentpünktchen unter Wasser. Auffallend war die starke Entwicklung des Technologiesektors, der Onlinehändler Amazon verbuchte gar einen Kursanstieg um rund 120 Prozent.

China übte sich in Planwirtschaft

Das heurige Sommerloch wussten die Chinesen zu füllen. Zunächst war dort eine kreditfinanzierte Spekulationsblase an der Börse in Schanghai geplatzt, und den Notierungen drohte ein tiefer Absturz. Dass es letztlich anders kam, ist wohl der eigenwilligen Auslegung eines Marktes in Peking zu verdanken. Die Regierung besann sich planwirtschaftlicher Tugenden und führte nebst Stützungskäufen einige Zwangsmaßnahmen wie Verkaufsverbote für Großaktionäre oder wochenlange Handelsaussetzungen ein. Die Strategie ging auf, der Shanghai Composite liegt elf Prozent über dem Vorjahresschluss.

Wie der gesamte Rohstoffsektor mussten Gold und Silber deutliche Kursverluste hinnehmen. Für Anleger aus der Eurozone bügelte die Gemeinschaftswährung, die gegenüber Dollar und Schweizer Franken jeweils rund zehn Prozent einbüßte, das Minus aber teilweise wieder aus. (Alexander Hahn, 31.12.2015)