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Apples Produktpalette verspricht derzeit wohl nur gedämpftes Wachstum.

Foto: Wong Maye-E

Wien – Irgendwann reißt bekanntlich jede Serie, da machen Smartphones keine Ausnahme. Vor acht Jahren ist diese Produktgruppe mit der Einführung des iPhones von Apple erst so richtig erwacht, seither ist die Marktdurchdringung aber derart rasant vorangeschritten, dass in den westlichen Industrieländern oder in China bereits eine weitgehende Sättigung erreicht ist.

Künftig dürfte der Smartphone-Pionier die Auswirkungen dieser Entwicklung selbst zu spüren bekommen. Denn im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2016 wird Apple laut Prognosen erstmals weniger iPhones unter das Volk bringen als im Jahr davor. Konkret erwarten die US-Investmentbanken Morgan Stanley und Bank of America Absatzrückgänge im mittleren einstelligen Prozentbereich, nämlich von 231 auf 219 Millionen iPhones gemäß ihrer Durchschnittsprognose.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 hat gerade der reißende Absatz dieser Geräte Apple noch zu einem Rekordergebnis verholfen. Der Umsatz schnellte um 28 Prozent auf 234 Milliarden Dollar nach oben, wobei das Smartphone-Geschäft fast exakt zwei Drittel der Erlöse in die Kassa spülte. Damit hat sich der Konzern ein veritables Klumpenrisiko aufgebürdet, die Ertragskraft steht und fällt mit dem iPhone. Lauft der Absatz wie im abgelaufenen Geschäftsjahr prächtig, führt dies gleich zu einem 35-prozentigen Gewinnanstieg auf 53 Milliarden Dollar. Und gegebenenfalls auch vice versa.

Ernüchterung trotz Rekords

Daher mussten diesen Fabelzahlen zum Trotz Aktionäre des iPhone-Erzeugers bereits heuer in den sauren Apfel beißen – bekanntlich neigt die Börse dazu, künftige Entwicklungen vorwegzunehmen. Entgegen der sonst exzellenten Entwicklung des Technologiesektors verzeichnete die Aktie im Jahresverlauf einen Kursverlust von mehr als drei Prozent. Dennoch bleibt Apple mit knapp 600 Milliarden Dollar der wertvollste Konzern der Welt, wenngleich der Abstand zur Nummer zwei schmilzt. Die Google-Konzernmutter Alphabet hat seit Jahresbeginn um fast die Hälfte zugelegt, wodurch der Börsenwert auf 530 Milliarden gesprungen ist.

Die meisten Branchenexperten rechnen zwar im Jahresverlauf 2016 mit der Markteinführung des iPhone 7, aber ob in gesättigten Märkten der Umstieg auf eine neue Gerätegeneration für einen weiteren Wachstumsschub reicht, erscheint zweifelhaft. Dazu müsste Apple versuchen, Marktanteile von anderen Herstellern an sich zu reißen, und das funktioniert üblicherweise über den Preis. Darauf wird sich der im kalifornischen Cupertino ansässige Konzern aber kaum einlassen, schließlich verfolgt er von jeher eine Hochpreispolitik – liefert dafür aber zumeist auch Produkte mit entsprechender Qualität.

Wachstumstreiber gesucht

Andere Wachstumstreiber sind für Apple derzeit nicht in Sicht. Nach anfänglicher Euphorie haben sich Tablets rasch als Strohfeuer entpuppt, im Geschäftsjahr 2015 ist der Umsatz mit iPads um fast ein Viertel eingebrochen. Die Geschäftsfelder Mac-Computer und Services verzeichneten zwar zuletzt Zuwächse im einstelligen Prozentbereich, werden aber die drohenden Umsatzrückgänge bei iPhone und iPad kaum aufwiegen können.

Auch die Apple Watch taugt nur bedingt zum Wachstumstreiber. Wohl verkaufte das Unternehmen laut dem Marktforscher IDC im dritten Quartal des Kalenderjahres 2015 rund 3,9 Millionen Geräte, allerdings bei einem globalen Marktvolumen von bloß 22 Millionen sogenannten Wearables. Ein Klacks verglichen mit den gut 335 Millionen Smartphones, die heuer bisher pro Quartal durchschnittlich über die Ladentische gingen.

Ob jemals ein selbstfahrendes Apple Car die Straßen dieser Welt bereichern wird, muss die Zukunft weisen – und selbst wenn, werden bis zur Markteinführung noch einige Jahre verstreichen. Bleibt noch die unglaubliche Menge an persönlichen Nutzerdaten, über die Apple verfügt. Inwiefern der Konzern diese in den nächsten Jahren verstärkt zu Geld machen kann beziehungsweise überhaupt will, bleibt ebenfalls ungewiss.

Trotz dieser Aussichten sind Sorgen um den hochprofitablen Konzern fehl am Platz. Allein die flüssigen Mittel, die zum Großteil steuerschonend im Ausland geparkt wurden, betragen etwas mehr 200 Milliarden Dollar bei überschaubaren Verbindlichkeiten. Aber eines erscheint klar: Tritt die Hängepartie bei den iPhones ein, wird das enorme Wachstum der jüngeren Vergangenheit wie weggewischt sein. (Alexander Hahn, 30.12.2015)