Große Klappe: der 40-jährige Savas Yurderi oder auch Kool Savas.

APA

Dornbirn – Im Gangsta-Rap definieren schockierende Texte das Genre. Ein besonderer Vertreter dieses Maulheldentums ist Savas Yurderi, Künstlername Kool Savas.

Sein türkischer Vater hatte im Heimatland eine Zeitlang im Gefängnis gesessen, nach der Rückkehr nach Berlin-Kreuzberg engagierte sich Anfang der 1990er-Jahre auch der Sohnemann politisch: gegen Neonazis und Abschiebungen. Zugleich begann er zu rappen und landete beim Battle-Rap.

Mit Texten voll derb-provokativen Humors und pornografisch-pubertärer Klischees wurde er schnell zum Szeneliebling, zum Bürgerschreck und Arbeitsbeschaffer bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Frauenverachtung, Schwulenfeindlichkeit sowie zuletzt gar Volksverhetzung und Aufruf zu schwerer Körperverletzung und Totschlag sind dem Provokateur schon vorgeworfen worden.

Für Letzteres sah die zuständige Staatsanwaltschaft "keinen Anfangsverdacht auf eine strafbare Handlung gegeben".

Zum Teil geläutert

Misogynie und Homophobie hat Kool Savas selbst immer in Abrede gestellt. Den Vorwurf zumindest der simplen Provokation, in seinen früheren Texten mit Zoten den großen Macho zu markieren, kann nicht von der Hand gewiesen werden. Vor einigen Jahren aber hat Savas Yurderi dieser (Über-) Sexualisuerung des Hip-Hops wenigstens teilweise abgeschworen.

Stattdessen nutzt er sein Talent zu flinken Reimen und krassen Bildern dazu, das Wort gegen Kriege und Konsumgesellschaft, gegen Neid und Ignoranz und auch Überwachung zu erheben. Auch musikalisch ist das Spektrum doch breiter geworden.

Mit Soul- und G-Funk-Sounds sowie dem energetischen Live-Vortrag kann er die fragwürdigeren Seiten seiner Raps ein wenig vergessen machen. (Gerhard Dorfi, 29.12.2015)