Kathmandu – Mehrere Überlebende des verheerenden Erdbebens in Nepal sind laut lokalen Medien nach einem Wintereinbruch in ihren Notunterkünften gestorben. Allein im Dorf Thokarpa habe es in der vergangenen Woche sieben Kältetote gegeben, berichtete die nepalesische Zeitung "Kantipur" am Donnerstag.

Viele weitere Menschen in dem Himalaya-Land, die in zusammengezimmerten Hütten aus Wellblech und Planen leben müssen, seien krank. Bei dem Erdbeben der Stärke 7,8 kamen im April mehr als 9.000 Menschen ums Leben. Mehr als 600.000 Häuser wurden vollständig zerstört, Millionen Menschen wurden obdachlos.

Schleppender Wiederaufbau

Der Wiederaufbau in dem bitterarmen Land geht nur äußerst schleppend voran, unter anderem deshalb, weil die zerstrittenen Parteien die Verwendung der Hilfsgelder aus dem Ausland verschleppten. Hinzu kommt eine politische Blockade der Grenzübergänge aus Indien. Da kaum Lastwagen nach Nepal fahren können, fehlt es seit drei Monaten an Baumaterialien, Benzin und Kochgas.

Die Kinderhilfsorganisation Unicef hatte schon im November gewarnt, dass in diesem Winter mehr als drei Millionen nepalesische Kinder in Gefahr seien. Es gebe wegen der Blockade keine Impfstoffe gegen Tuberkulose mehr und die Vorräte an Antibiotika seien extrem klein. Die Zeitung "Kathmandu Post" berichtete, in Teilen des Distrikts Dolakha gebe es in den Gesundheitszentren gar keine Medikamente mehr, nicht einmal Schmerztabletten.

Auslieferung von Hilfsmitteln schwierig

Hilfsorganisationen können wegen des fehlenden Benzins für ihre Fahrzeuge kaum Nahrungsmittel und Decken in die vom Erdbeben betroffenen Gebiete ausliefern. Die Vereinten Nationen hatten deswegen an alle Seiten appelliert, die Blockade aufzuheben, bisher aber ohne Erfolg. Bei dem Streit geht es um die neue Verfassung Nepals. Bevölkerungsgruppen im Süden des Landes sehen sich darin benachteiligt und protestieren deswegen, zum Teil gewalttätig.

Die Regierung in Kathmandu hatte an alle Erdbebenopfer 10.000 Rupien verteilt (rund 86 Euro), damit sich die Menschen warme Kleidung kaufen können. Tausende aber erhielten das Geld nicht; andere mussten es für Nahrungsmittel verwenden.

Normalerweise kochen die meisten Menschen in Nepal mit Gas. Da seit Monaten kaum noch Gasflaschen erhältlich sind, sind zahlreiche Familien auf Holz umgestiegen – und gefährden damit die Wälder des Landes. Überall auf den Straßen und Wegen des Landes sind Frauen zu sehen, die riesige Bündel Holz auf ihren Köpfen tragen. (APA, 24.12.2015)