Wien – Wie am Mittwoch bekannt wurde, ist der Geschäftsführer eines Wiener Nobelitalieners bereits Anfang Dezember festgenommen worden, weil er in seinem Innenstadtlokal einen regen Suchtgifthandel betrieben haben soll. Den polizeilichen Ermittlungen zufolge bunkerte der 50-Jährige im Keller seines Lokals einen Kokainvorrat, mit dem er gegen telefonische Voranmeldung seine Kundschaft versorgte.

Der Gastronom befinde sich mittlerweile in U-Haft, bestätigte die Sprecherin des Straflandesgerichts, Christina Salzborn, am Mittwochnachmittag. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er in den vergangenen Monaten mindestens 150 Gramm Kokain verkauft hat, sagte Behördensprecherin Nina Bussek.

Vater organisierte Nachschub

Dabei dürfte es sich allerdings nur um die Spitze eines Eisbergs handeln. Laut der Landespolizeidirektion Wien soll der Lokalbetreiber im Keller regelmäßig 100 bis 200 Gramm Kokain bereitgehalten haben, wobei sein Vater den Nachschub organisiert haben soll. Dieser ist einschlägig vorbestraft und verfügt angeblich über erstklassige länderübergreifende Kontakte in der Suchtgiftszene.

Einem Polizeibericht zufolge soll der 50-Jährige seine Drogengeschäfte "mit äußerster Vorsicht" betrieben haben. Interessenten mussten im Lokal anrufen und sich erkundigen, ob der Chef anwesend sei. Sodann suchten sie den Italiener auf, nahmen Platz und warteten, bis er erschien, dann in den Keller marschierte und seinen Kunden das Kokain übergab. Die Ermittler bescheinigen dem Mann eine "typische und konspirative Vorgehensweise".

Eigenständiger Handel eines Abnehmers

Dass der Gastronom, für den die Unschuldsvermutung gilt, mit seiner "Nebenbeschäftigung" gute Geschäfte gemacht haben dürfte, ergibt sich auch daraus, dass einer seiner Abnehmer einen eigenständigen Handel mit Kokain aufziehen konnte. Dieser – ein 44-Jähriger – soll in den vergangenen Jahren mindestens ein halbes Kilogramm verkauft haben, wobei er seine Deals in seiner Wohnung und in zwei in der Nähe gelegenen bekannten Kaffeehäusern am Alsergrund abwickelte.

Der ebenfalls Anfang Dezember aus dem Verkehr gezogene 44-Jährige wurde am Mittwoch auf Betreiben seines Verteidigers Philipp Wolm vom Straflandesgericht gegen gelindere Mittel aus der U-Haft entlassen. Ihm wurden die Auflagen erteilt, sich einer Entzugstherapie zu unterziehen und einen Arbeitsplatz zu finden. Letzteres ist offenbar bereits geglückt – laut Wolm gibt es eine Zusage eines IT-Betriebs. (APA, 23.12.2015)