Sarajevo – In der ostbosnischen Ortschaft Kozluk sind aus einem Massengrab 55 Leichen geborgen worden. Bei den Toten handelt es sich um Opfer des Massakers von Srebrenica im Juli 1995. Das Massengrab war erst vor wenigen Wochen mehr als 20 Jahre nach dem als Völkermord eingestuften Kriegsverbrechen in der Gemeinde Zvornik etwa 70 Kilometer nördlich von Srebrenica entdeckt worden.

Insgesamt wurden 15 komplette Leichen, sowie Leichenteile von 40 weiteren Opfern in dem Grab gefunden, wie eine Sprecherin des Instituts für vermisste Personen in Sarajevo am Mittwoch mitteilte. Die Hände der in Kozluk verscharrten Leichen seien am Rücken gefesselt gewesen, hieß es. Im Zuge der Exhumierungsarbeiten seien auch Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände der Opfer sichergestellt worden.

Bereit im Jahr 1999 drei Massengräber entdeckt

Bei den Getöteten handelt es sich laut dem Institut um bosniakische (muslimische) Einwohner von Srebrenica, die nach der Einnahme der Kleinstadt durch bosnisch-serbische Truppen im Juli 1995 in Kozluk ermordet wurden. Bereits 1999 waren in der Ortschaft drei Massengräber mit Gebeinen von insgesamt 340 Opfern gefunden worden.

Insgesamt wurden damals rund 8.000 bosniakische Buben und Männer getötet. Das Massaker gilt als größtes Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Seit dem Ende des Bosnien-Krieges wurden mehr als 7.100 Leichen der Opfer des Massakers gefunden. Nach mehr als 1.000 Opfern wird weiter gesucht. (APA, 23.12.2015)