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Dreh- und Angelpunkt für das weihnachtliche Treiben ist das menschliche Gehirn, dort werden die festlichen Ereignisse gespeichert – oder eben auch nicht.

Foto: Corbis

Phänomene wie Weihnachten können nach strengen naturwissenschaftlichen Kriterien untersucht werden. Wer in der weltweit größten Sammelstelle für medizinische Studien am amerikanischen National Institute of Health (NIH) nach dem Begriff "Christmas" sucht, wird fündig.

Brandaktuell ist eine diesen Juni publizierte Schweizer Untersuchung, die Christbäumbrände zwischen 1971 und 2012 hinsichtlich ihrer Folgen für die Opfer untersucht. Die zentralen Erkenntnisse: Männer erleiden bei Christbaumbränden häufiger Verletzungen als Frauen, die meisten Brände brechen Anfang Jänner aus ("trockener Baum") und die Verletzungen sind tendenziell schwerer als bei normalen Hausbränden. Die Wissenschafter empfehlen Warnungen, da die Gefahr von Christbäumen jedes Jahr aufs Neue unterschätzt wird.

Alles Schwindel

Eben im renommierten British Medical Journal erschienen ist eine launige Untersuchung darüber, wo genau die Weihnachtsgefühle im menschlichen Hirn verankert sind. In der von dänischen Wissenschaftern des Rinshospitalet in Kopenhagen durchgeführten Untersuchung wurden Weihnachtsgefühle als eine Mischung aus Freude und Nostalgie definiert, auf der Ebene der Sinneseindrücke ist das festliche Ereignis sehr stark mit Gerüchen und Geschmäckern assoziiert.

Trotzdem: Die Forscher gehen davon aus, dass es "Millionen Menschen gibt, die keinerlei weihnachtliche Gefühle haben", ein Zustand, der als "Bah Humbug"-Syndrom bezeichnet wird. Zur Erklärung: In Charles Dickens' Erzählung Weihnachtsgeschichte bringt der alte Geizkragen Ebenezer Scrooge sein Missfallen gegenüber dem christlichen Hauptjahresereignis mit den Worten "Bah Humbug" (dt: "Alles ein Riesenschwindel") zum Ausdruck.

Ab in die Röhre

Die dänischen Wissenschafter jedenfalls wollten mithilfe einer funktionellen Magnetresonanztomografie eruieren, wo genau Weihnachten im Gehirn stattfindet. 20 Personen wurden untersucht. Zehn feierten traditionellerweise Weihnachten, zehn nicht. In einer 84-teiligen Diashow wurden jeweils sechs Bilder mit Weihnachtsmotiven und sechs mit Alltagsimpressionen abwechselnd gezeigt. Anschließend füllten die Probanden einen Fragebogen aus. Dann verglichen sie die Hirnscans der beiden Gruppen.

Das Ergebnis: Wenn Probanden der Weihnachtsgruppe weihnachtliche Motive sehen, zeigt sich eine erhöhte Aktivität in insgesamt fünf Gehirnregionen. Weihnachten spielt sich demnach maßgeblich im linken präfrontalen Kortex, also im Frontallappen, und im rechten Lobus parietalis, im Scheitellappen, statt.

Grob betrachtet, sind es Bereiche, in denen die Selbstwahrnehmung und die Interaktion mit anderen stattfinden, wo Gesichtsausdrücke registriert und mittels Spiegelneuronen interpretiert werden und wo – so die Wissenschafter – auch Spiritualität verankert ist.

Komplexes Ereignis

Doch, so die Forscher, seien Weihnachtsgefühle insgesamt überaus komplex und "weitere Untersuchungen notwendig, um sie in ihrer Vielschichtigkeit erfassen zu können." Die Ergebnisse darüber, welche Gehirnregionen aktiviert sind, könnten möglicherweise auch zur Erforschung anderer Feiertage wie etwa der jüdischen Chanukka, Ostern oder des islamischen Eid, beitragen.

Das Resümee der dänischen Forscher: "Diese Ergebnisse sollten mit Vorsicht betrachtet werden, denn so etwas Magisches und Komplexes wie Weihnachten kann naturwissenschaftlich nicht vollständig erklärt oder auf eine Verortung im Gehirn reduziert werden."

Bei der Recherche in der Online-Studienbibliothek der NIH lässt sich noch etwas feststellen. Die Dänen gehen Weihnachten mit der größten Portion Humor an. Vor drei Jahren wurde um die Weihnachtszeit eine große Bevölkerungsbefragung zu Freundlichkeit und Verlässlichkeit durchgeführt. Verglichen wurden dänische Ärzte und der Weihnachtsmann. Letzterer siegte – in beiden Kategorien. (Karin Pollack, 24.12.2015)