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Den Gladiatoren vor dem Kolosseum wurde der Wasserhahn abgedreht: Der römische Bürgermeister Paolo Tronca hat das Kostümspektakel kurzerhand untersagt.

Foto: APA/EPA/ANGELO CARCONI

Wer in Rom das Kolosseum besichtigen wollte, musste sich bis vor kurzem einen Weg durch die Heerschar falscher Zenturionen bahnen. Mit Plastikschwertern und Plastikhelmen umzingelten die kostümierten Hundertschaftsführer des Römischen Reiches die Touristen, um sich gegen Geld mit ihnen fotografieren zu lassen. Roms Interims-Stadthalter Francesco Paolo Tronca, der nach dem unfreiwilligen Rücktritt des römischen Bürgermeisters Ignazio Marino das Schicksal der Ewigen Stadt lenkt, hat den Aufmarsch der Legionäre und Gladiatoren Ende November kurzerhand und per Erlass verboten. Von dem Verbot sind auch ambulante Straßenverkäufer betroffen, die in Rom den vielsagenden Beinamen "urtisti" – Anrempler – haben.

Laut Tronca handelt es sich mit dem Verbot um eine erforderliche Sicherheitsmaßnahme. Einmal mehr, als im Zuge des Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit von Papst Franziskus Millionen von Pilgern nach Rom kommen werden, die nach dem Pflichtbesuch im Petersdom auch einen Abstecher zur berühmten Arena von Rom machen dürften.

Doch weder Zenturionen noch Urtisti geben sich geschlagen, geschweige denn Ruhe. Schon seit Wochen protestieren sie, letzten Donnerstag wurde ihr Aufbegehren jedoch so lautstark, dass sich die Denkmalpflege Roms gezwungen sah, das Kolosseum kurz zu schließen. Das Nachsehen hatten die Touristen, die nicht wussten, wie ihnen geschah, als die Heerführer nicht in Kostüm, sondern in Zivil aufmarschierten und auf ihr Recht pochten, sich ihr Brot zu verdienen.

Lizenz zum Amüsieren

"Panem et circenses", Brot und Spiele, hieß es zur Kaiserzeit, um das Volk bei Laune zu halten. Jetzt aber droht das Spiel ernst zu werden, denn die falschen Legionäre lassen sich nicht abspeisen. Sie verweisen auf Lizenzen, die von früheren Stadtverwaltungen vergeben wurden, um dem unwürdigen Schauspiel wenigstens ein halbwegs würdiges Aussehen zu verleihen.

Die Zenturionen-Darsteller wurden geduldet, galten sie doch als ein pittoreskes Phänomen. Wann genau sie von der Touristenbelustigung und -belästigung zur Gefahr geworden sind, darüber schweigt sich die Stadtverwaltung aus. Rom, vor allem sein Dekor, hat andere Probleme als ein paar Gladiatoren vor dem Kolosseum – nicht zuletzt die Mafia. (Eva Clausen aus Rom, 23.12.2015)