Rinnen in einer Region des Newton Kraters auf dem Mars. Womöglich stammen die Strukturen doch nicht von fließendem Wasser.

Foto: NASA, JPL, Malin Space Science Systems

Paris/Wien – Es war eine der spektakuläreren Entdeckungen des Jahres: Lange war gerätselt worden, was es mit Fließstrukturen auf dem Mars auf sich hat, die sich in steilen Rinnen zeigen. Die – buchstäbliche – Lösung präsentierten Forscher Ende September im Fachblatt "Nature Geoscience": Sie hatten in den Strukturen Hinweise auf die Signatur von Wasser und Salz entdeckt. Ihre Conclusio: Auf dem Mars fließt Salzwasser.

Doch nicht einmal drei Monate später kommt Kritik an dieser Studie: Ebenfalls in "Nature Geoscience" präsentieren Cedric Pilorget und François Forget vom französischen Forschungszentrum CNRS eine andere Erklärung: Die Rinnen können von Trockeneis aus gefrorenem Kohlendioxid gebildet worden sein.

Sublimationsspuren

Konkret gehen die Wissenschafter davon aus, dass sich in kälteren Jahreszeiten Kohlendioxid aus der Marsluft als Trockeneis auf dem Boden ansammelt und dort dicke, durchsichtige Platten bildet. Sobald die Temperaturen wieder steigen, "sublimiert" das Trockeneis, sprich: Es wird dabei direkt gasförmig, ohne eine flüssige Phase zu durchlaufen.

Unter den Trockeneisplatten kann sich im Boden ein erheblicher Druck aufbauen, der den Untergrund schließlich zum Fließen bringt. Auf diese Weise könnten die Rinnen auch ohne Wasser entstanden sein, argumentieren die Forscher. Unterstützung erhalten sie von ihrem US-Kollegen Colin Dundas, der in einem Kommentar zu bedenken gibt, dass tausende Kubikmeter Wasser nötig seien, um derartige Rinnen zu formen. (tasch, 22.12.2015)