Wien – Bei Chirurgen an Wiener Gemeindespitälern brummt ab 1. Jänner alle 30 Minuten ein Smartphone-ähnliches Gerät, das sie dazu auffordert, ihre Arbeit zu definieren. Denn die Ärzte sind ab dann dazu angehalten, ihre Tätigkeit während des Nachtdiensts elektronisch zu dokumentieren. Das Projekt läuft unter dem Namen "Smarte Tätigkeits- und Belastungsanalyse".

Die betroffenen Ärzte sind darüber alles andere als erfreut. Sie fürchten sich vor Überwachung, vor allem aber vor noch mehr Bürokratie.

Personalvertreter empört

Wolfgang Weismüller, Arzt und Personalvertreter im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV), ärgert sich über das Vorgehen im KAV-Management. Er sei bis heute nicht von den Plänen informiert worden, sondern habe es nur indirekt von den betroffenen Abteilungen erfahren, sagt er im STANDARD-Gespräch. Zunächst soll das Gerät an den chirurgischen Abteilungen in Hietzing und im Wilheminenspital eingeführt werden, der KAV spricht von drei Abteilungen.

Montagnachmittag wollten die Personalvertreter das weitere Vorgehen diskutieren. Für Weismüller ist aber klar, dass sie dem nicht zustimmen werden und sich "mit allen Mitteln dagegen wehren wollen". Er vermutet Personaleinsparungsmotive hinter der "Tätigkeits- und Belastungsanalyse".

Ärztekammer lässt prüfen

Die Stimmung in den Wiener Gemeindespitälern ist spätestens seit Jahresanfang angespannt. Umstrukturierungen und die Einführung der 48-Stunden-Woche bei gleichbleibendem Personalstand haben die Ärzte in Unmut versetzt. Die jüngsten Pläne des KAV sind für Weismüller "der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt".

Die KAV-Führung sei "indiskutabel", ärgert sich Weismüller, "es gärt an allen Ecken und Enden". Auch der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres ist über das Vorgehen des KAV empört. Er lässt juristisch prüfen, ob diese "Überwachung" mit dem Personalvertretungsgesetz vereinbar sei, sagt er dem STANDARD.

Im KAV versteht man die Aufregung nicht. Es seien 60 Geräte geplant, um "die Arbeitsbelastung und den Leistungsanfall" zu messen. Die Aufzeichnungen seien nicht personalisiert, es könnten damit keine Rückschlüsse auf die Ärzte gezogen werden, heißt es aus dem KAV. Die Protokollierung sei auf sieben Wochen angesetzt, als Teil des Projekts "Personalbedarfsrechnung". (Marie-Theres Egyed, 21.12.2015)