Ute Bock arbeitet ihr Leben lang mit großer Hingabe daran, Menschen in Not, vor allem Flüchtlingen, ein besseres Leben zu bieten. Derzeit sucht sie dringend ein zweites Haus, um es als Notschlafstelle einzurichten. Denn es gibt viele Menschen, die unvorhergesehen auf der Straße landen.

WIENER PORTRAITS

Was fehlt Wien, um die perfekte Stadt zu werden?

Perfekte Bürger!

Was fasziniert Sie an Wien?

Dass sie mich noch nicht rausgehaut haben! (lacht) In Wien hatte ich immer die Möglichkeit, das zu machen, was ich machen wollte. Und es ist schön, dass ich noch nicht damit aufhören muss.

Wie kann man die aktuelle Situation der Flüchtlinge in Österreich am besten bewältigen?

Indem man Flüchtlinge wie Menschen behandelt! Es gibt Leute, die glauben, dass sie bessere Menschen sind und die anderen gehören hier einfach nicht her. "Das gehört uns, das haben wir erworben, das können wir nicht hergeben", so darf man nicht denken. Das ist nicht menschlich. Es gibt so viele arme Leute. Es kann jeden treffen. Auch wenn wir uns das nur schwer vorstellen können. Aber der Krieg ist noch nicht so lange her, ich bin, wie gesagt, am zerbombten Westbahnhof angekommen.

Wir brauchen eine stärkere Regierung. Bei uns gibt es so etwas nicht, wovor Menschen derzeit flüchten. Deswegen muss man helfen. Warum muss man ekelhaft sein? Die haben sich weder ihren Geburtsort noch den Krieg ausgesucht. Und sie haben es sich auch nicht ausgesucht, hierher zu kommen. Sie müssen! Man darf nicht warten bis ein Wunder geschieht. Das Wunder muss man lenken und bearbeiten, so dass es geschehen kann.

Wie kann man ignoranten, verängstigten Menschen die Augen öffnen?

Man muss ihnen Beispiele zeigen und zurückreden! Dazu fällt mir aber etwas ein: Ich fuhr mit der Straßenbahn 13 und ein kleiner Bub rannte zwischen den Bänken hin und her. Dann fing ein Herr an, den Buben zu schimpfen. Daraufhin habe ich den Bub in Schutz genommen, ihm gesagt, er soll sich hinsetzen und Frieden geben. Der Mann sah mich verwundert an und sagte: "Aso, Sie sind auch eine von denen." Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, ich wusste nicht, was er damit meinte. "Der tut Ihnen ja nichts!", antwortete ich dann in strengem Ton. Darauf hat er dann nichts mehr gesagt. Darauf können die meisten dann nichts sagen, weil es einfach so ist. Der Kleine ist mit mir ausgestiegen. Er hatte keine Eltern.

Was ist das Ziel?

Wenn es jemand in ein besseres Leben schafft, habe ich mein Ziel erreicht. Wenn die Kinder hier im Haus im Deutschunterricht sitzen und lernen, was sie später brauchen. Das schaffen sie immerhin alles allein. Sie sind in einer anderen Situation. Ich hätte als Kind nicht geschafft, was die Kinder hier bewältigen.

Was wünschen Sie sich von ganzem Herzen?

Alles, was ich noch nicht habe! (lacht)

Ihre schönste Kindheitserinnerung?

Ich bin am Land aufgewachsen. Wir hatten einen kleinen Bauernhof. Eines Tages saßen mein Vater, mein Bruder und ich im ersten Stock am Balkon, als plötzlich eine unserer Ziegen sich auf den Balkon verirrt hatte. Mein Vater war darüber so verärgert; hat die Ziege mit allen Mitteln wieder nach unten gescheucht. Mein Bruder und ich haben selten so gelacht! (20.12.2015)