Wolfsburg – Volkswagen hat Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch zufolge erste strukturelle Konsequenzen aus der Abgasaffäre gezogen. "Wir werden die Kontrollmechanismen verbessern. Wir werden Prozesse nachschärfen, Verantwortlichkeiten klarer regeln und die Möglichkeit der IT zur Überwachung von Abläufen besser einsetzen", sagte Pötsch der "Welt am Sonntag".

Konkret sollen bestimmte Mitarbeiter in der Motoren-Entwicklung häufiger die Positionen wechseln. "Wir planen bei bestimmten Funktionen ein Rotationsprinzip. Die entsprechenden Mitarbeiter bleiben nur noch eine gewisse Zeit an einer bestimmten Stelle und wechseln dann", erklärte der Manager. So sollten verkrustete Strukturen verhindert werden.

Pötsch räumte allerdings ein, dass dies den DAX-Konzern mit seinen 600.000 Beschäftigten vor große Herausforderungen stellt. "Mitarbeiter, die in der Lage sind, ein Motorsteuergerät zu programmieren, sind rar." Allerdings habe das Unternehmen diese Leute in den einzelnen Marken. "Also könnten zum Beispiel Experten von Audi zu Porsche wechseln, und von Porsche zu VW und so weiter." Zudem soll das Vieraugenprinzip gestärkt werden.

Künftig zwei Messwerte

Künftig will Volkswagen zwei Abgaswerte ausweisen, den vom Prüfstand und eine praxisnähere Messung. "Die branchenweit bestehenden Diskrepanzen zwischen offiziellen Prüfwerten und Realverbrauch sind nicht mehr vermittelbar und nicht mehr hinnehmbar", erklärte Pötsch. "Die Werte vom Prüfstand und von der Straße müssen sich aufeinander zubewegen. Das gehört zur Redlichkeit und Verlässlichkeit."

Die Wolfsburger sind zur größten Rückrufaktion ihrer Geschichte gezwungen, weil sie weltweit elf Millionen Dieselautos mit einer illegalen Software ausgestattet hatten. Diese senkt Abgaswerte nur auf dem Prüfstand, während im normalen Fahrbetrieb die Grenzwerte übertroffen werden. Dadurch erschienen die Fahrzeuge lange klimafreundlicher als sie eigentlich sind. VW drohen wegen der Affäre neben dem Imageschaden Sonderlasten in Milliarden-Höhe. (APA, 20.12.20´15)