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Auf zu neuen Ufern: Bereits im November beging Stefan Raab die letzte Folge des "TV Total Turmspringens". In der Nacht auf Sonntag verabschiedete er sich aus dem Fernsehgeschäft.

Foto: APA/EPA/TOBIAS HASE

Berlin – Ein goldener Konfettiregen, ein Spalier stehendes Produktionsteam und großer Applaus von den Rängen: Lange winkte Entertainer Stefan Raab am Sonntag kurz vor 02.00 Uhr in die Kameras, um sich nach 20 Jahren TV-Präsenz und 16 Jahren ProSieben endgültig mit der 55. und letzten Ausgabe seines Spektakels "Schlag den Raab" von seinen Fans zu verabschieden.

Dieses Mal lachte er – am Mittwoch war er beim letzten Aufschlag seiner Late-Night-Show "TV total" noch den Tränen nahe. "Machen Sie's gut, vielen Dank, ich hoffe, Sie hatten ein bisschen Spaß", sagte Raab, sonst um dicke Sprüche nicht verlegen, ganz zum Schluss schnörkellos und eher trocken.

Zum Finale hatte sich der "Raabinator" dann doch noch eine kleine Überraschung ausgedacht. Er griff zum Mikrofon und sang Whitney Houstons Hit "One Moment in Time", der sonst immer für die siegreichen Kandidaten eingespielt wurde, und eine Rock'n'Roll-Einlage mit weihnachtlichem Rentiergeweih auf dem Kopf.

"Am Ende kackt die Ente"

Fast vergessen sind da die recht quälend langen, von diversen Werbepausen unterbrochenen Spiele, in denen Raab dieses Mal nicht gegen einen Herausforderer antrat, sondern gegen insgesamt 15 Mitspieler aus dem Studiopublikum. Fünf von ihnen gingen mit 100.000 Euro nach Hause und einer, der 24-jährige Hendrik, sogar mit einer Million Euro. Der Jackpot hatte bei 1,5 Millionen Euro gelegen.

Zu den stärksten Momenten der Abschiedsgala gehörte Raabs dringender Wunsch, einmal in der Kommentatorenkabine zu sitzen, von der aus sich sonst immer Sportreporter Frank Buschmann mit kernigen Bemerkungen über ihn lustig machte. Raab drehte am Samstag den Spieß um, setzte sich ans Mikrofon und schickte "Buschi" nach unten auf die Bühne – zum Dosenschießen mit einem Fußball. Ein Leckerbissen für Raab: "Er pumpt wie ein Maikäfer", höhnte er über Buschmann, dem kein Treffer gelang. "Dem haben sie die Beine falsch eingehängt." Und: "Am Ende kackt die Ente."

Über die Gründe seines Rücktritts hat Raab in der Öffentlichkeit bisher geschwiegen. Auch am Samstag zeigte er keine Bereitschaft, etwas über seine Motive zu verraten. Er habe sich häufig gefreut mit den Kandidaten, er habe aber auch oft gelitten, meinte Raab.

"Nnnng" und "Jiaaa"

Er wirkte beim großen Finale zwar etwas lockerer als sonst, dennoch war er bei jedem Spiel, ob nun Schätzrunden oder Kart-Wettbewerbe, mit Feuereifer bei der Sache: Immer wieder erklangen seine urigen Laute wie "Nnnng" oder "Jiaaa", die bald vermutlich nur noch seine Familie, Segelfreunde oder die Kölner Nachbarn zu hören bekommen.

Quotentechnisch fuhr Raab mit seinem Abschied noch einmal einen Erfolg ein: Im Schnitt 3,89 Millionen Menschen verfolgten in Deutschland die letzte Ausgabe von"Schlag den Raab", was 17,4 Prozent Marktanteil für die fast sechsstündige Show bedeutete. Die vergangenen Folgen kamen jeweils auf rund zweieinhalb Millionen Zuschauer. In Österreich waren bei der Abschieds-Show 284.000 Zuschauer mit dabei

Mit Raab geht einer meistbeschäftigten und eigenwilligsten Unterhalter im deutschen Fernsehen. Derzeit ist niemand in Sicht, der dem Multimillionär mit seinem Ideenreichtum und seiner Leidenschaft das Wasser reichen kann. Vor allem ProSieben muss sich auf neue Bedingungen einstellen: Joko & Klaas, Lena Gercke, Jeannine Michaelsen und Palina Rojinski sollen helfen, die Riesenlücke zu schließen. (Carsten Rave/dpa, 20.12.2015)