Ein Streit zwischen der ungarischen Regierung und dem örtlichen Tochterunternehmen der Deutschen Telekom ist eskaliert. Als Reaktion auf die Aufhebung eines Sponsorenvertrags von Magyar Telekom mit einem ungarischen Sänger wegen frauenfeindlicher Äußerungen wies die Regierung alle Ministerien und untergeordneten Behörden an, die Verträge mit Magyar Telekom zu beenden.

Das teilte ein Regierungssprecher am Donnerstag laut der amtlichen Nachrichtenagentur MTI mit.

Der Sänger Akos Kovacs hatte gesagt, es sei die Aufgabe von Frauen, Kinder zur Welt zu bringen. Zudem sei es "kein Zufall, dass die Hüften von Frauen breiter sind". Magyar Telekom, an der die Deutsche Telekom mit 59 Prozent beteiligt ist, teilte daraufhin mit, Kovacs Äußerungen seien nicht mit den Werten des Unternehmens vereinbar.

Vorwurf

Die Regierung warf ihrerseits Magyar Telekom vor, die Meinungsfreiheit zu missachten. Es könne nicht akzeptiert werden, dass in Ungarn heutzutage jemand wegen seiner Meinung diskriminiert werde, sagte der Regierungssprecher. Von Magyar Telekom, dem einstigen Staatsunternehmen, das im Jahr 2000 privatisiert worden war, lag zunächst keine Reaktion vor.

Die Äußerungen des Sängers, der der rechtskonservativen Regierungspartei Fidesz nahesteht, hatten in sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Erst am Wochenende hatte ein führender Politiker die Sexismusdebatte angefacht, indem er sagte, Frauen sollten sich damit zufriedengeben, Kindern das Leben zu schenken.

Im ungarischen Parlament sind weniger als zehn Prozent der Abgeordneten weiblich. Im EU-Durchschnitt sind es rund 23 Prozent. Im Kabinett von Ministerpräsident Viktor Orban sitzt keine einzige Frau. (APA, 17.12.2015)