Kylo Ren ist das neue personifizierte Böse im Universum.

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Er tritt nicht nur ein unheilvolles, sondern auch ein schweres Erbe an. Denn keine andere Figur hat das Böse auf der Leinwand derart personifiziert wie der Meister der dunklen Macht in der von George Lucas in den 1970er-Jahren kreierten Star Wars-Reihe. Seither spukte Darth Vader im popkulturellen Gedächtnis mehrerer Generationen und war nicht nur als Superschurke dienlich, sondern auch – das muss man sich als öffentliche Person eben gefallen lassen – als bizarre Witzfigur und Kinderschreck.

Doch weil jede Geschichte irgendwann ihr Ende finden muss, sollte auch das Schicksal des Mannes mit der röchelnden Stimme besiegelt sein. Und weil das Kino immer wieder – wie schon Hugo von Hofmannsthal wusste – ein "Ersatz für die Träume" ist, brauchte es für den jüngsten Teil der Sternensaga, Das Erwachen der Macht, einen würdigen Nachfolger. Dass dieser zugleich die interessanteste Figur im aktuellen Krieg zwischen Gut und Böse ist, verwundert nicht weiter: Der neue Mann in Schwarz hat im Gegensatz zum restlichen, eindimensionalen Personal wenigstens ein Geheimnis.

Ambivalenz

Ob Kylo Ren in die übergroßen Fußstapfen seines Vorgängers passen wird, ist dennoch fraglich. Immerhin lässt er bereits bei seinem ersten Auftritt Zeichen von Schwäche erkennen. Das mag ihn uns einfachen Menschen zwar etwas näherbringen, einem richtigen Ekel steht das allerdings auch unter der Maske nicht gut zu Gesichte. Doch vielleicht ist es gerade diese Ambivalenz, die erst recht den Hass auf sich zieht, denn schließlich kann nichts schrecklicher sein als Selbsterkenntnis. Und seine böseste Tat wird dem neuen Kuttenträger von den Rebellen und ihrer Fangemeinde ohnehin nie verziehen werden.

Für den sich lange Filmminuten hinter seinem diabolischen Outfit verbergenden 32-jährigen US-Schauspieler Adam Driver, der sich bislang mit Auftritten in den Filmen von Independent-Regisseur Noah Baumbach einen Namen machte, bedeutet seine neueste Rolle jedenfalls einen Karrieresprung in Hollywoods Blockbuster-Liga.

Für Driver ist es also durchaus vorteilhaft, dass er in Das Erwachen der Macht auch sein wahres, gar nicht hässliches Antlitz zeigen darf, selbst wenn es sich als Spielzeugfigur im unendlichen Merchandising-Universum der Reihe weniger gut verkaufen lässt als der Kapuzenmann. Doch zum Glück herrscht im Universum kein Vermummungsverbot. (Michael Pekler, 16.12.2015)