Er ist nicht wirklich eine Hürde, der ominöse Grenzzaun, der seit Tagen durch das südsteirische Gelände gezogen wird.

Foto: der Plankenauer

Spielfeld – Der Mann in der olivgrünen Uniform hebt die Hände hoch und schwört: "Wir waren das nicht, wir haben damit nichts zu tun, uns ist das nicht eingefallen."

Dieses Maschendrahtgebilde, das sich da nahe der Spielfelder Grenzstation durch Wiesen und kleine Mischwälder zieht, sei nie und nimmer die Idee des Bundesheers gewesen, sagt der Soldat und kann dabei nur schwer ein Schmunzeln unterdrücken, wenn er seinen Blick auf den Grenzschutzzaun wirft, den er und seine Kameraden in den letzten Tagen querfeldein durchs südsteirische Gelände gezogen haben.

Problemlos zu übersteigen

Dort, wo noch nie eine Barriere stand, selbst nicht in kommunistischen Jugoslawien-Zeiten, schlängelt sich jetzt – gleich einer Kunstinstallation – dieses Drahtgeflecht durch die ruhige südsteirische Gegend, bis hinauf in die Weinberge. Mit Seilen wird der Zaun unten und oben fixiert, er schaut aus wie ein Zaun und erfüllt wahrscheinlich auch seine Funktion – für Rehe, Hasen oder Füchse. Menschen dürften damit weniger Probleme haben. Die groben Maschen bieten gute Einstiegshilfen, und schwups ist man als einigermaßen sportlicher Typ auch schon drüben in Slowenien – oder der Steiermark.

Noch eine Spur einfacher ist es im Wald. Der Drahtzaun führt an Bäumen vorbei, die relativ problemlos zu besteigen sind. Die Frage, wozu dieser Zaun dann überhaupt verbaut wird, vermag auch der Soldat nicht zu beantworten.

Jedenfalls einen Kilometer haben die Bundesheersoldaten schon in Richtung Westen geschafft, jetzt kommt bald das Grundstück des Bioweinbauern Holger Hagen dran. Doch der weiß noch von nichts. "Mit mir hat bis dato keiner gesprochen. Ich möchte endlich irgendwo deponieren, dass ich dagegen bin", sagt Hagen im STANDARD-Gespräch. Ein Zaun an seiner Grundstücksgrenze werde nicht möglich sein, ohne dass er den Betrieb einstellen müsse.

Die Grenze zu Slowenien ist gleichzeitig seine Grundstücksgrenze. Der Zaun muss mindestens einen Meter von der Staatsgrenze entfernt stehen. Also müssten nicht nur hunderte Rebstöcke umgeschnitten, sondern der Weinbaubetrieb insgesamt eingestellt werden, weil das Areal mit dem Traktor nicht mehr bewirtschaftbar wäre, meint Hagen.

Weitere Lücke von 342 Metern

Der Weinbauer hat nachgemessen: Es sind genau 342 Meter Grenze, die betroffen sind. Also die nächste große Lücke.

Der steirische Polizeisprecher Fritz Grundnig versucht das zu erklären: Der Zaun sei nicht als Absperrung, sondern als Teil eines "Leitsystems" gedacht. Es gehe grundsätzlich darum, das Ausweichen der Flüchtlinge zu verhindern und sie dazu anzuhalten, in das Aufnahmeareal am Grenzübergang zurückzukehren. Dort sind am Mittwoch die ersten 16 Container – sie dienen als Registrierungsstellen für Flüchtlinge – aufgestellt worden.

Strache-Anschlagspläne im Ministerium unbekannt

Bei seinem Auftritt im Spielfelder Kulturhaus am Montagabend (Strache heizt in Spielfeld die Stimmung an, DER STANDARD, 15. Dezember) hatte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache von 15.000 eingereisten islamistischen Extremisten gesprochen. Und davon, dass auch er bereits Ziel von Anschlagsplänen radikaler Islamisten gewesen sei. Im Innenministerium weiß man von Straches Wahrnehmungen allerdings nichts. "Details würden uns durchaus interessieren", sagt Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Strache hatte sich auf angebliche "Exklusivinfos" des russischen Geheimdiensts bezogen. (Walter Müller, 17.12.2015)