Der Kunsthandel Czaak zieht wie berichtet ("Spiel mit Zugpferden", 11. Dezember) gegen die Art Port GmbH als Veranstalter der Kunstmesse Viennafair vor Gericht. In der am 2. Dezember am Handelsgericht Wien eingebrachten Klage ("Irrtumsanfechtung und Gewährleistung") geht es um Zusagen des Messeorganisators Wolfgang Pelz, die nicht eingehalten worden sein sollen: Um "Medienkooperationen", die Publikum generieren sollten und für die jeder Aussteller pauschal 2.490 Euro (exklusive Mehrwertsteuer) zu bezahlen hatte (insgesamt rund 142.000 Euro exklusive Mehrwertsteuer). Das bei Vertragsabschluss teils mündlich avisierte Portfolio, das auch Einschaltungen in elektronischen sowie in Printmedien umfassen sollte, wurde, so der Vorwurf, nur unzureichend bis gar nicht umgesetzt.

Weiters seien Aussteller mit angeblichen Zusagen hochrangiger Galerien, die einen Publikumszulauf garantieren (unter anderen St. Stephan, Charim, Krinzinger), geködert worden. Dabei hatten diese Zugpferde teils von Anbeginn eine Teilnahme ausgeschlossen.

Andere renommierte Kaliber soll Wolfgang Pelz quasi in letzter Minute überzeugt haben. Dem Vernehmen nach mit Rabatten von bis zu 80 Prozent gegenüber den "regulären" Standgebühren, die all jene berappen mussten, die etwa schon im Juni Verträge unterzeichnet hatten. Dass derlei für Missstimmung unter den Betroffenen sorgt, ist nachvollziehbar.

Art Port reagiert mit Gegenklage

Der in der vorliegenden Klage (35 Cg 95/15g) mit rund 22.300 Euro bezifferte Streitwert generiert sich aus Zahlungen an Art Port, für die Czaak nur teils oder gar keine Gegenleistung erhalten haben soll. Dazu gehört etwa auch ein bereits im Juni für die Teilnahme an der im März 2016 im Leopold Museum anberaumten Art Austria geleisteter Vorschuss Czaaks (2.400 Euro). Die zugehörige Vereinbarung wurde jüngst von beiden Seiten aufgelöst, Art Port verweigert jedoch die Refundierung der Anzahlung wegen angeblich anderer offener Rechnungen.

Wolfgang Pelz, der erst auf STANDARD-Anfrage vergangene Woche von dieser Klage erfahren haben will, kontert nun seinerseits gegen Christian Czaak. Die Klage sei am Montag, 14. Dezember eingebracht worden, und es gehe um einen Betrag von 12.500 Euro, wobei es sich um Außenstände zur Viennafair 2015 und zur Art Salzburg 2014 handelt. Theoretisch könnte diese Klage vom Gericht abgewiesen werden. Denn exakt diese Forderungen sind Gegenstand der bereits von Czaak eingebrachten Klage und wären in der Praxis in der nun binnen vier Wochen (ab Zustellung) seitens des Gerichts von Art Port eingeforderten Klagebeantwortung abzuhandeln.

Weitere Verfahren gegen Art Port anhängig

Er verwehre sich gegen solche Verleumdungen, begründet Pelz den Gegenangriff und führt im Gespräch dazu auch "unsere hervorragende Bonität" ins Treffen. Wie der vorliegenden Bilanz zu entnehmen sei, habe die Art Port GmbH zuletzt einen Gewinn von 25.000 Euro vorzuweisen gehabt. Nachsatz: abzüglich der Gehälter etwa seiner Ehefrau Monika Vanecek-Pelz als Geschäftsführerin sowie für Pelz selbst als für Akquisition, Marketing und Werbung zuständiger Angestellter.

Die vorliegende Causa ist STANDARD-Recherchen zufolge übrigens nicht die einzige derzeit gegen die Art Port GmbH anhängige, die laut Firmenbuchauszug im Geschäftsfeld Kultur- und Kunstjournalismus aktiv ist. Juristische Nachwehen beschert ganz konkret die Art Salzburg 2014. Für diese waren von der Universität Salzburg die Sala Terrena (Halle, circa 200 Quadratmeter) und der Hof Dietrichsruh angemietet worden, in dem von einer deutschen Firma eine zeltartige Halle (800 Quadratmeter) aufgebaut wurde. Im Zuge dieser Installation kam es zu Beschädigungen der Bodenplatten im Hof. Sie wurden zwischenzeitlich im Auftrag der Universität behoben, die jedoch bislang auf den Reparaturkosten in der Höhe von knapp 30.000 Euro sitzen blieb.

Ein Versicherungsfall, hatte Pelz, wiewohl Mieter der Fläche, eine Zuständigkeit in Abrede gestellt. Es gelte das Verursacherprinzip, wiegelt er auf neuerliche Anfrage ab, die Verantwortung liege bei dem von Art Port beauftragten Sublieferanten.

Verärgerte Geschäftspartner

Das vom STANDARD kontaktierte Unternehmen will sich aufgrund des schwebenden Verfahrens und eines im Jänner dazu anberaumten Termins derzeit nicht äußern.

Gleiches gilt für die Universität Salzburg. Wobei, mit Art Port beziehungsweise Herrn Wolfgang Pelz würde man schon aufgrund der mangelnden Kooperationsbereitschaft "definitiv keine Geschäfte mehr machen", betont Elisabeth Werner (Leitung Zentrale Wirtschaftsdienste).

Weiters musste jener Caterer das Gericht bemühen, der von Art Port für die kulinarische Verpflegung der Art Salzburg 2014 angeheuert worden war. Etwa für die Vernissage der Messe und für zwei Veranstaltungen des damaligen Sponsors Raiffeisen Salzburg Private Banking. Die daraus resultierende Forderung beläuft sich auf rund 12.000 Euro. Ein ursprünglich von Wolfgang Pelz angebotener Vergleich sei, wie der Unternehmer erzählt, dann wieder zurückgezogen worden. Die letzte Tagsatzung in dieser Causa habe Anfang November stattgefunden, das schriftlich ergehende Urteil stehe noch aus.

50 Prozent Rabatt für Mensa-Auftritt

Von Art Port habe der Caterer damals lediglich die Mietkosten für die aus Haftungsgründen von ihm direkt angemietete Mensa refundiert bekommen. Dabei habe er ja noch vor Ort feststellen müssen, dass ein Teil des Raums abgetrennt worden war, konkret für eine Galerie. Und dafür sei ja bestimmt auch Standgebühr eingehoben worden, habe diese womöglich seine Refundierung finanziert. Einerlei. Jedenfalls schließt sich hier der Kreis, denn bei diesem Aussteller handelte es sich um Christian Czaak.

Bei Unterzeichnung des Vertrages, erzählt Czaak, sei ihm ein Standplatz in der Sala Terrena zugesichert worden. Dass er stattdessen "im Café/Restaurant ausstellen werde", erfuhr er drei Wochen vor der Messe: nicht von Art Port, sondern von dem für die Ausstattung zuständigen Sublieferanten, der wegen des Stornos der ursprünglich bestellten Möbel anfragte.

Es seien "nicht vorhersehbare Probleme, was Fluchtwege und Gangbreite betrifft, aufgetreten", rechtfertigte Wolfgang Pelz die Verlegung. Czaak sah die Vorraussetzungen für eine Teilnahme nicht mehr gegeben, zog seine Zusage zurück und bat um Rückerstattung der Anzahlung (11.250 Euro inklusive Mehrwertsteuer). Dazu kam es nicht: "Verstehe die Verstimmung", schrieb Pelz in einer Mail, "könnte dir noch einen 50-Prozent-Rabatt für deinen Ärger anbieten."

Der Kunsthändler ließ sich auf den Deal ein, sollte dies aber bereuen. Denn vor Ort erwies sich der Standplatz laut Czaak als völlig ungeeignet und wurden während des Aufbaus zugesagte Maßnahmen (unter anderem Ausschilderung) schließlich nicht erfüllt.

Bezüglich der nun gegen ihn eingereichten Klage erklärt Czaak, bis dato keine erhalten zu haben, jedoch würde er "diesen Schritt sogar begrüßen", denn im Fall der Art Salzburg 2014 sei "die Minderleistungen von Art Port seitens Herrn Pelz auch schriftlich bestätigt worden". Damit würde er sich die Einbringung "unserer bereits auch hier vorbereiteten Klage ersparen". (Olga Kronsteiner, 16.12.2015)