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Da haben sie noch gelächelt: Pedro Sanchez (PSOE-Chef), der Journalist Manuel Campo Vidal und der amtierende Premier Spaniens, Mariano Rajoy (PP), vor der Debatte.

Foto: ap

Madrid – Spaniens konservativer Ministerpräsident Mariano Rajoy (PP) und der sozialistische Oppositionsführer Pedro Sanchez (PSOE) haben sich am Montagabend ein hitziges Fernseh-Duell geliefert.

Unter dem Eindruck von 40 Prozent noch unentschlossener Wähler kam es am Montagabend im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vor zwölf Millionen Zuschauern zur ersten und einzigen TV-Debatte zwischen den Spitzenkandidaten der beiden großen Volksparteien.

So verwies der sozialistische Herausforderer Sanchez immer wieder auf die angeblichen Erfolge sozialistischer Vorgängerregierungen. Rajoy konterte hingegen mit seiner Regierungserfahrung und der zaghaften Wirtschaftserholung. "Als ich an die Regierung kam, haben jeden Tag 1.500 Spanier ihren Job verloren. Jetzt finden täglich 1.400 Spanier eine Arbeit", attackierte Rajoy die Strategie seines Kontrahenten und kündigte die Schaffung von zwei Millionen Arbeitsplätzen an.

Persönliche Attacken

Dieser Schachzug endete in einem heftigen Zahlenstreit, in dem einander beide vorwarfen, die Spanier mit falschen Zahlen zu belügen. Sanchez versuchte immer wieder, den Fokus auf die Korruptionsskandale der konservativen Regierungspartei zu lenken. Als er Rajoy jedoch kritisierte, vor zwei Jahren Bestechungsgelder angenommen und illegale Parteispenden akzeptiert zu haben, geriet die TV-Debatte außer Kontrolle.

"Jetzt reicht es. Sie sind elendig, armselig, niederträchtig und schäbig", platzte dem sonst so ruhigen Ministerpräsidenten der Kragen. Eine sachliche Diskussion kam nicht mehr zustande. Ganz im Gegenteil: Die gegenseitigen Korruptionsbeschuldigungen verschlangen sogar so viel Zeit, dass nicht einmal Zeit war, über die Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien zu diskutieren – ein Thema, das ganz Spanien seit Monaten beschäftigt.

"Das hat Spanien nicht verdient"

"Wir wurden heute Zeugen vom Ende einer Epoche. Sanchez und Rajoy sind in der Vergangenheit gefangen und gehören der Vergangenheit an", meinte Podemos-Chef Pablo Iglesias, der gemeinsam mit Ciudadanos-Frontmann Albert Rivera im Anschluss auf einem Privatsender die Debatte zwischen Rajoy und Sanchez kommentierte.

"Hier wurden keine Projekte für eine bessere Zukunft vorgestellt, sondern Beleidigungen ausgetauscht. So etwas hat Spanien nicht verdient", sagte Rivera. Beide Politiker sahen die heftige und unsachliche TV-Debatte als weiteren Grund dafür, dass ihre neuen Protestparteien am 20. Dezember mit dem traditionellen Zwei-Parteien-System aufräumen müssen, in dem sich Sozialisten und Konservative vierzig Jahre lang an der Macht abwechselten. (APA, 15.11.2015)