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Mission beendet: Thomas Letsch.

Foto: APA/Neumayr

Salzburg/Wien – Red Bull Salzburg überwintert als Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Die kommenden Wochen werden beim Fußball-Meister dennoch keine ruhigen. Die Bullen befinden sich auf Trainersuche. Die Zeit drängt, startet der Titelverteidiger doch am 7. Jänner in die Frühjahrsvorbereitung. Eine Entscheidung über den Nachfolger von Interimscoach Thomas Letsch könnte daher noch diese Woche fallen.

Die Amtszeit von Letsch ist mit einem 2:0-Sieg im Schlager gegen Rapid am Sonntag erfolgreich zu Ende gegangen. Die Salzburger kassierten in beiden Spielen unter dem Deutschen, der vor weniger als zwei Wochen Landsmann Peter Zeidler abgelöst hatte, kein Gegentor. "Wenn das so weitergehen würde, kann das nur positiv sein", meinte Letsch. "Meine Mission ist aber beendet." Der 47-Jährige kehrt zum Salzburger Zweitteam FC Liefering zurück.

Zudem fungiert Letsch weiter als Coach der Red-Bull-Auswahl in der UEFA Youth League und mit Ernst Tanner auch als Nachwuchsleiter. "Er ist in einer Dreifachfunktion sehr erfolgreich tätig. Da ist er kaum zu ersetzen", sagte Generalmanager Jochen Sauer über seinen Interimscoach. Bei der Trainersuche gebe es nicht wirklich etwas Neues. Sauer: "Es ist eine enorm wichtige Entscheidung für uns."

Kovac im Gespräch

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll eine Rückkehr von Niko Kovac zumindest ein Thema sein. Vor seiner Zeit als kroatischer Teamchef war der frühere Mittelfeldstar bei den Bullen bis 2012 bereits als Co-Trainer tätig. Der 44-Jährige genießt im Verein und bei Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz zwar hohes Ansehen, seine Bestellung käme aber einem Philosophiewechsel gleich.

Als TV-Experte beim Bezahlsender Sky hat Kovac mit seiner Kritik am bedingungslosen Offensivpressing der Salzburger nie hinterm Berg gehalten. Das von Leipzig-Trainer Ralf Rangnick 2012 eingeführte System wird bei den Bullen mittlerweile aber sogar in allen Nachwuchsmannschaften praktiziert.

"Wir haben diese durchgängige Spielphilosophie, das ist auch ein großer Trumpf von uns", erklärte Letsch. "Dadurch ist es leichter, den Sprung aus der Akademie nach Liefering und dann auch zur Kampfmannschaft zu schaffen." Letzterer gelang zuletzt U20-Teamspieler Konrad Laimer und dem 19-jährigen Südkoreaner Hwang Hee-chan. "Es sind einige dabei, die den nächsten Schritt machen können", sagte Letsch über seine Liefering-Youngsters. "Man darf sich aber keine Wunderdinge von ihnen erwarten."#

Potenzial ausreizen

Laut Sportchef Christoph Freund gehe es in nächster Zeit vor allem darum, das Potenzial des vorhandenen Teams auszureizen. "Wir werden sehr darauf Bedacht nehmen, dass die Mannschaft, die sehr gut ist, die Qualität hat, noch besser zusammenfindet. Das wird auch die Aufgabe des neuen Trainers", sagte der Salzburger. "Unter diesen Kriterien wird der neue Trainer ausgewählt, damit wir im Frühjahr unsere gesteckten Ziele erreichen."

Die Bullen gehen zwei bzw. drei Punkte vor den ersten Verfolgern Austria und Rapid in die Winterpause. Dazu stehen sie im Cup-Viertelfinale. Das dritte Double in Folge soll eingefahren werden. Dabei soll auch Jonatan Soriano helfen. Freund geht trotz anderslautenden Gerüchten nicht davon aus, dass der Kapitän die Salzburger im Winter verlassen wird. "Das wird nicht der Fall sein", meinte der sportliche Leiter. "Soriano wird im Verein bleiben."

Der Stürmerstar selbst sprach im Sky-Interview von einer "komischen halben Saison". Nun spiele man aber wieder besser als im Sommer. "Wir wünschen uns einen guten Trainer – egal wer, egal wo er herkommt, aber wir brauchen einen guten Trainer, weil wir eine gute Mannschaft sind", sagte Soriano, der ein ähnliches System wie das bisherige präferieren würde. "Wir haben viele gute Offensivspieler, unser Spiel muss offensiv sein."

"Es war nicht alles gut"

Unter Letsch hatten sich die Bullen aber auch der Defensive besonnen. "Wir haben über die ganze Saison zu viele Gegentore bekommen und zu oft unentschieden gespielt. Durch mehr Konzentration in der Defensive wäre um einiges mehr möglich gewesen", meinte Außenverteidiger Andreas Ulmer. "Es war nicht alles gut. Aber wir haben uns eine gute Ausgangslage für das Frühjahr geschaffen", ergänzte sein Gegenüber Christian Schwegler.

Auch gegen Rapid fehlten laut Letsch die spielerischen Glanzpunkte. "Ich habe in meiner Trainingsarbeit viel Wert auf die Abwehrarbeit gelegt", erklärte der Interimscoach. "Die Kompaktheit, das ist die Basis zum Erfolg." In der Mannschaft stecke viel Potenzial. Im Frühjahr sei mit ihr zu rechnen. Letsch: "Aber die zwei Konkurrenten werden bleiben." Bei ihrer Weihnachtsfeier am Sonntagabend durften sich die Salzburger vorerst nur über die Winterkrone freuen. (APA, 14.12.2015)