Die Söhne des Fotografen, Walther und Hans Kühn, aufgenommen in Tutzing 1907.

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Fotografiepionier: Heinrich Kühn, Selbstporträt.

Foto: Estate of Heinrich Kühn

Wien – Mit "Weichheit ohne Süßlichkeit" beschrieb Heinrich Kühn (1866-1944) die von ihm geschätzte Bildästhetik. Menschen und Landschaften bildete der deutsch-österreichische Fotograf bevorzugt in Unschärfe ab. Der in Dresden geborene Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie entwickelte dafür ein spezielles Objektiv, bei dem über Siebblenden ein Zerstreuungskreis erzeugt wurde, der eine impressionistische Weichzeichnung in den Fotografien ergab.

Als Wissenschafter – Kühn war studierter Mediziner – galt sein Interesse vor allem der technischen Weiterentwicklung der Fotografie. Seine Ambition war – dem Beruf des Großvaters, eines Bildhauers, folgend – die Kunstfotografie, die sich damals als eigenständige Gattung durchzusetzen begann.

Insbesondere experimentierte er mit dem von den Brüdern Auguste und Louis Lumière 1904 entwickelten Farbverfahren. Heute sind noch rund 350 seiner Autochromplatten erhalten, ein wesentlicher Teil davon befindet sich in den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek. Zum Vergleich: Von Edward Steichen oder Alfred Stieglitz, Kühns lebenslangem Freund, sind heute lediglich etwa dreißig solcher Autochromplatten bekannt.

Die allerersten dieser ganz eigenständig komponierten Autochrome (Farbdias auf 18 x 24 cm großen Glasplatten) entstanden im Jahr 1907 in Tutzing am Starnberger See, wo Kühn mit Stieglitz, Steichen und Franz Eugene zusammentraf, um mit den ersten in Paris erstandenen Autochromplatten zu experimentieren.

Der Film Das bedrohte Paradies von Markus Heltschl porträtiert Leben und Werk Heinrich Kühns, den viele zu den bedeutendsten Fotografen der Vorkriegszeit zählen. Im Film äußern sich Künstler und Kuratoren, darunter Jeff Wall, Peter Weibel oder Monika Faber. (Margarete Affenzeller, 14.12.2015)