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Harald Schmidt wird als Oberkriminalrat Schöllhammer eine Art beförderter Stephan Derrick sein, der etwas schrullig wirkt und total aus der Zeit ist.

Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

Harald Schmidts künftiges Tatort-Engagement beflügelt die Fantasie. Wie stellt sich einer an, der einst der Gott des deutschen Gescheitfernsehens war und über allen Dingen schwebte, irgendwann aber doch in der Realität landete, sich von dort recht unmittelbar ins Abseits bewegte und sich jetzt also unter die Weltlichen begibt?

Schmidt selbst bezeichnete die Rolle des Oberkriminalrats Gernot Schöllhammer ja als "heterosexuellen, katholischen Familienvater". Ihm schwebt "eine Art Thomas de Maizière in Uniform" vor.

Das schließt zumindest aus, dass sich Schmidt als wahnsinniger Polizeipräsident mit der Fliegenklatsche auf lästige Insekten schmeißt oder schmerzhaft an Kaffeeautomaten scheitert, weil er die eigene und andere Existenz nicht erträgt.

Die Figur des Vorgesetzten der Exekutive im Fernsehkrimi ist generell selten eine lohnende. Meistens ist er/sie Reibebaum, weil Bürokrat, weltfremd, karrieregeil, machtlüstern, im schlimmsten Fall alles zusammen. Nur ganz selten halten diese Schreibtischtäter jenen den Rücken frei, die sich dem wirklich Wichtigen widmen, nämlich den oder die Mörder zur Strecke zu bringen.

In dieser vorgegebenen Arena wird sich auch Harald Schmidt bewegen, so wie er das schon auf demTraumschiff getan hat. Als graue Eminenz wird er an die Tradition des deutschen Fernsehkrimis erinnern. Der Oberkriminalrat Schöllhammer wird eine Art beförderter Stephan Derrick sein, ein an den Schreibtisch versetzter "Kommissar", ein nach oben gelobter "Der Alte", in jedem Fall ein kühler Rationalist, der zur passenden Gelegenheit Philosophen zu zitieren weiß, etwas schrullig wirkt und total aus der Zeit ist. Genial. (Doris Priesching, 10.12.2015)