Bild nicht mehr verfügbar.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis: Je früher und je häufiger Erst- und Jungwähler ihre Stimme abgeben, desto höher ist langfristig das Niveau der allgemeinen Wahlbeteiligung.

Foto: apa

Während hierzulande Jugendliche ab 16 die Möglichkeit haben, zur Wahlurne zu schreiten, steht deutschen Jugendlichen dieses Recht erst zwei Jahre später zu. In Österreich machen Erstwähler unterdurchschnittlich selten von diesem Recht Gebrauch, dennoch sollen minderjährige Wähler langfristig die allgemeine Wahlbeteiligung steigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Mögliche Folgen

Während es Jung- und Erstwähler durchschnittlich seltener zur Wahlurne zieht, steigt die Wahlbeteiligung mit zunehmendem Alter fast kontinuierlich an. Sollte dieser Alterseffekt in der Wahlbeteiligung bestehen bleiben, prognostiziert die Studie bis zur deutschen Bundestagswahl 2049 einen Einbruch der Wahlbeteiligung auf 68 Prozent. Wählen ab 16 könnte das der Studie zufolge verhindern. "Wenn wir es schaffen, Jugendliche früher und häufiger zur Wahl zu motivieren, könnte sich langfristig auch die Gesamtwahlbeteiligung steigern", sagt Robert Vehrkamp, Direktor des Programms Zukunft der Demokratie der Bertelsmann-Stiftung.

Das Senken des Wahlalters ist demnach zur langfristigen Steigerung der Wahlbeteiligung entscheidend, da 16-Jährige noch stark in schulischen und familiären Strukturen verankert sind, in denen sich durch Bildungsmaßnahmen politisches Interesse aktivieren lässt. Wie sich Wählen ab 16 konkret auswirken könnte, zeigt das Mobilisierungsszenario der Studie. Gelingt es, durch früheres Wählen die Erstwählerbeteiligung um etwa ein Drittel gegenüber der Bundestagswahl 2013 zu erhöhen, könnte die Wahlbeteiligung insgesamt bis 2049 auf knapp 80 Prozent klettern (Bundestagswahl 2013: 72 Prozent). Ohne Wählen ab 16 und bei einer um etwa ein Drittel sinkenden Erstwählerbeteiligung könnte die Gesamtwahlbeteiligung im gleichen Zeitraum auf knapp 58 Prozent einbrechen.

Kein Selbstläufer

Jüngere Erstwähler könnten nicht nur positive Auswirkungen auf den Andrang an den Wahlurnen haben, sondern auch die soziale Spaltung der Wahlergebnisse verringern. "Vor allem Jugendliche aus sozial schwächeren und bildungsferneren Milieus gehen immer seltener wählen. Die soziale Spaltung der Wahlbeteiligung ist bei jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren dreimal so stark ausgeprägt wie bei allen anderen Wahlberechtigten in den andren Altersgruppen. Eine höhere Erstwählerbeteiligung könnte die politische Ungleichheit in Deutschland entschärfen", analysiert Vehrkamp.

Das Senken des Wahlalters ist jedoch kein Selbstläufer. Das Beispiel Österreichs und der deutschen Bundesländer Hamburg, Brandenburg und Bremen zeigt: Nur mit gezielten Maßnahmen zur Mobilisierung der Erstwähler wird Wählen ab 16 ein Erfolg. Besonders gefragt sind dabei laut der Studie Bildungsmaßnahmen an Schulen. (red, 7.12.2015)