Salzburg – Drei Männer, ein gemeinsamer besorgter Blick über die Dächer Salzburgs hinaus in eine unruhige Welt: Die Ordensoberen der drei franziskanischen Männerorden in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben im Refektorium des Kapuzinerklosters hoch über der Mozartstadt Platz genommen. Es ist ein klösterliches Treffen im Zeichen der aktuellen Krisen in Europa.

Gottes irdische Manager müssen sich angesichts einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen zu geraten scheint, neu positionieren. Oder um in der Sprache der Kirche zu bleiben: Es gilt das von Papst Franziskus ausgerufe-ne "Jahr der Barmherzigkeit" mit konkretem Leben in den verschiedenen Orden zu füllen.

Und ein Teil dieser "Neuausrichtung" scheint unter anderem ein langsamer, aber stetiger Abschied vom Bettelorden-Mantra "Tue Gutes – aber red nicht darüber" zu sein.

Chance in der Krise

"Als Orden sehen wir die aktuelle Krise auch als Chance. Wir brauchen jetzt mehr Taten, weniger Worte – diesbezüglich müssen wir umdenken. Einfach weniger predigen, dafür mehr tun", ist Bruder Lech Siebert, Provinzial der Kapuziner Österreichs und Südtirols, überzeugt. Man könne jetzt mit der franziskanischen Flüchtlingshilfe eine "neue Präsenz" in der Öffentlichkeit zeigen.

Derzeit tut man dies etwa mit dem aufgelassenen Kloster im oberösterreichischen Braunau, das zur Gänze der Volkshilfe für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt wird – 40 Asylwerber leben dort. In Tirol in dem kleinen Ort Grän haben 25 Menschen ein Ordenshaus bezogen. Und das Innsbrucker Kloster steht als Notunterkunft zur Verfügung.

Auffallend deutliche Worte finden die Ordensoberen auch gegenüber der Politik. "Es braucht ein Abrüsten der Worte. Wir sind als Brüder geschockt und betroffen von dem Terror in Paris. Aber man darf nicht überreagieren. Politiker dürfen sich nicht mitziehen lassen von der berechtigten Aufregung. Wenn Präsident Hollande verkündet, Frankreich sei 'im Krieg', dann trägt das wenig zu einem Sicherheitsgefühl bei", warnt Bruder Oliver Ruggenthaler, Provinzial der Franziskaner Österreichs, Südtirols und der Schweiz.

Brief an Horst Seehofer

In Bayern haben 30 Ordengemeinschaften einen gemeinsamen Brief an den bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer geschrieben. "Mit der Bitte, er soll auf seine Sprache achten. Und von Polemisierungen und einem Generalverdacht gegen Flüchtlinge entsprechend Abstand nehmen", erläutert Bruder Bernhardin M. Seither, Provinzial der deutschsprachigen Franziskaner-Minoriten, im Standard-Gespräch. (Markus Rohrhofer, 7.12.2015)