Der Ingeniör hat es diesmal wirklich schwör. Da steht er mit dem Rücken zur Wand, auf der Wand ein riesiger Bildschirm, und auf dem Bildschirm steht 1,7 Liter. Wenn das jetzt der Hubraum vom neuen Audi Q7 wäre, dann wäre ja alles noch irgendwie in Ordnung. Aber blöderweise ist das der Normverbrauch von diesem riesigen SUV. Und bevor da jetzt jemand mit den Augen zu rollen beginnen kann oder auch nur zu seufzen vermag, beginnt der Ingeniör sich zu rechtfertigen. Er könne nichts dafür. Der Q7 starte mit vollen Akkus in die Normverbrauchstestzyklusfahrt. Das darf er auch. Dann kommt halt als Ergebnis raus, was unvermeidbar ist: Der Q7 e-tron ist, wenn man ihn mit vollen Akkus und nur sehr geschmeidig fährt, erstaunlich sparsam. Das können mehrere Autos recht gut. Nicht nur Audi, auch BMW und Mercedes etwa. Das zeigen ja die Realverbräuche. Die sind auch bei großen Fahrzeugen heute niedriger als jene eines wenige Jahre alten Kleinwagens, deren Normverbräuche ja mitunter nur ein Drittel des realen Durstes abbilden.
Und jetzt steht da vorn unser Ingeniör und muss seine Arbeit und die seiner Kollegen rechtfertigen. Eine Arbeit, die er gut gemacht hat, ohne Zweifel. Das zeigen die ersten Testkilometer im neuen Q7 e-tron.
Fünf Meter Hybrid-Technologie
Doch werfen wir zuerst einen Blick aufs große Ganze. Und das ist über fünf Meter lang, beinahe zwei Meter breit, 1,74 Meter hoch und fast 2,5 Tonnen schwer. 375 Kilogramm drückt alleine der Hybridantrieb, also E-Motor, Batterie und Steuerungstechnik, auf die Waage. Der Q7 e-tron hat den größten Innenraum in seinem Segment und er ist der erste Plug-in-Hybrid mit einem V6-TDI-Motor und quattro-Antrieb. Doch damit noch nicht genug an Superlativen. 373 PS leisten die Antriebsaggregate, sie stemmen ein Drehmoment von 700 Newtonmeter und beschleunigen den SUV-Koloss in sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Wer Drehmoment und Leistung fordert, wird Zapfsäule ernten – und im Fall des Q7 e-tron auch noch ein bisserl Steckdose. Und so beeindruckend das Erlebnis ist, das man hat, wenn man auf der Geraden das Gaspedal – hoppala, nein, Fahrpedal muss man jetzt sagen – durchtritt, und so überraschend gut es funktioniert, mit dem Berg von Auto ein paar Kurven flott zu durchzirkeln, so ineffizient ist es natürlich. Aber es scheint so, als baue Audi nicht unbedingt deswegen so viel Performance in den Q7 e-tron weil der Kunde damit Spaß haben soll, sondern weil sie es können.
Autonomes Fahren
Und je tiefer man in die Welt des Q7 e-tron eindringt, desto überraschter wird man sein. Selbst als jemand, der schon so manchen Prototyp, manche Blech gewordene Zukunftsvision gefahren ist. Der Q7 e-tron schlägt nämlich nicht nur die Brücke zwischen konventionellem Antrieb und E-Mobilität, sondern auch zwischen autonomem Fahren und Selbst-am-Steuer-Rudern.
Um möglichst effizient unterwegs zu sein, kombiniert Audi im Q7 e-tron das serienmäßige Navigationssystem MMI Navigation plus (das sich Echtzeit-Verkehrsdaten aus dem Internet holt) mit dem Hybridmanagement. Das heißt, sobald man sein Ziel ins Navi eingibt errechnet sich der Wagen die effizienteste Art dorthin zu kommen. – Vorsicht, jetzt wird es kurz ziemlich sperrig! – Prädiktiver Effizienzassistent heißt der Kollege in den Schaltkreisen, der uns dann zeigt, wann es Zeit ist, den Fuß vom Gas zu nehmen.
Verkehrszeichenerkennung
Noch besser funktioniert das alles, wenn man auch den Tempomaten einschaltet. Der Q7 e-tron erkennt die Verkehrszeichen, kennt damit erlaubte Höchstgeschwindigkeiten, weiß aber vom Navi her auch, wie schnell man eine Kurve durchfahren kann, und er sieht andere Verkehrsteilnehmer. Dementsprechend wählt er dann die zu fahrende Geschwindigkeit.
Natürlich haben wir das ausprobiert. Die ersten Kilometer waren wir angespannt wie ein Pfitschipfeil, kurz darauf nur noch bremsbereit, bald aber ausschließlich erstaunt darüber, wie gut das System funktioniert. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als wir zu einer neuen Kreuzung kamen, die das System wohl noch nicht kannte. Da haben wir das erste Mal eingegriffen. Das zweite Mal, als wir am Navi sahen, wie lange wir so bis ans Ziel brauchen. Wir haben die Zeit dann selbstrudernd halbiert und den Verbrauch verdoppelt. (Guido Gluschitsch, 11.12.2015)