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In der Londoner U-Bahn treibt die Gruppierung "Hasser von Übergewichtigen" ihr Unwesen und steckt fettleibigen Menschen Karten mit bösartigen Botschaften zu.

Foto: EPA / Andy Rain

Während die britische Regierung noch über eine Zuckersteuer zur Eindämmung der Fettleibigkeit auf der Insel nachdenkt, greift eine bisher unbekannte Gruppe zu drastischen Methoden. In der Londoner U-Bahn händigen Angehörige der Fantasiefirma "Hasser von Übergewichtigen" Karten an die Objekte ihrer Verachtung aus. "Sie sind ein fetter, hässlicher Mensch", heißt es dort. Die solcherart Angesprochenen reagieren sprachlos oder brechen in Tränen aus. Die Bahnpolizei ermittelt.

Erst am Montag erörterte der Gesundheitsausschuss des Unterhauses die wachsende Zahl Übergewichtiger und Fettleibiger: Die Regierung müsse "mutig und dringend" handeln, heißt es in einem neuen Bericht der Parlamentarier. Wie der bekannte TV-Koch Jamie Oliver raten sie zur Einführung einer Abgabe von 20 Prozent auf süße Getränke.

Jeder dritte Teenie fettleibig

Schon jetzt leidet mehr als ein Drittel britischer Teenager an Fettleibigkeit. Unter den Erwachsenen werden 21 Prozent der Männer und 23,5 Prozent der Frauen sogar als adipös eingestuft.

Diese Minderheit haben die selbsternannten Hass-Aktivisten im Visier. "Wir haben etwas gegen die enormen Mengen von Lebensmitteln, die Sie verzehren, während die Hälfte der Welt Hunger leidet", heißt es auf den Karten, die korpulenten U-Bahn-Benutzern zugesteckt werden.

Bezug genommen wird auch auf die jährlich 7,2 Milliarden Euro, die das nationale Gesundheitssystem NHS zuverlässigen Schätzungen zufolge die Behandlung von übergewichtigen und fettleibigen Patienten kostet. "Wir missbilligen die Verschwendung von NHS-Geldern zur Behandlung Ihrer eigensüchtigen Gier." Die Angesprochenen sollten einfach begreifen, dass man "gesünder, dünner und glücklich wird, wenn man weniger isst".

"Feige" Aktion

Die Aktion wird in sozialen Netzwerken und bei der BBC heftig diskutiert. Eine NHS-Angestellte bezeichnete die Aktion als "feige". Sie selbst sei "kleiner als der nationale Durchschnitt, aber keineswegs fett". Auf Twitter berichtete ein Fahrgast der Londoner Tube, er habe die Reaktion einer betroffenen Frau verfolgt: "Sprachlos, verloren – dann Tränen."

Bei der Verkehrsbehörde TfL wird die Aktion als "traurig und unerfreulich" gebrandmarkt. "Wir werden das nicht tolerieren", sagt TfL-Sprecher Steve Burton. Die Bahnpolizei forderte die Bevölkerung dazu auf, die Karten auf der nächstgelegenen Dienststelle abzugeben. Offenbar wird eine Strafverfolgung wegen Beleidigung erwogen. (Sebastian Borger aus London, 3.12.2015)