Jerusalem/Washington – Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat erstmals einen US-Soldaten posthum zum "Gerechten unter den Völkern" erklärt. Stabsfeldwebel Roddie Edmonds habe während des Zweiten Weltkriegs als Kriegsgefangener im Stalag IX A bei Ziegenhain in Nordhessen sein eigenes Leben gefährdet, um jüdische Mithäftlinge zu retten, teilte die Einrichtung in Jerusalem am Mittwoch mit.

Der bereits 1985 verstorbene Edmonds habe einen "außergewöhnlichen Sinn für Verantwortung und Hingabe gezeigt", sagte der Leiter von Yad Vashem, Avner Shalev. Damit habe er ein Beispiel für andere US-Soldaten abgegeben, "die gemeinsam gegen das barbarische Böse der Nazis eintraten".

Edmonds war während der Ardennenoffensive in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten. In dem Lager habe es dann im Januar 1945 die Anweisung gegeben, alle jüdischen Kriegsgefangenen auszusondern. Edmonds habe als ranghöchster US-Soldat allen seinen Männern die Anweisung gegeben, sich kollektiv zu melden – auch die Nichtjuden.

Der deutsche Lagerkommandant habe daraufhin gerufen: "Das können nicht alle Juden sein!" und Edmonds mit einer Pistole bedroht. Dieser habe ruhig auf das Völkerrecht verwiesen und gesagt: "Wenn sie mich erschießen, müssen sie uns alle erschießen. Und nach dem Krieg werden sie wegen Kriegsverbrechen verurteilt." Daraufhin sei der Lagerkommandant gegangen und habe die Aktion abgeblasen. (APA, 2.12.2015)